Wenn Sophie am Vormittag das Fach "Bewegung und Sport" hat, dann muss die Volksschülerin eine Maske tragen. Es gilt Maskenpflicht im ganzen Schulgebäude. Wenn die Neunjährige aber ein paar Stunden später mit ihrer Turngruppe in derselben Halle Gymnastik macht, darf sie das ohne Mundbedeckung tun. So wie Noah, der beim Kicken mit seiner Klasse im Turnsaal eine Maske aufsetzen muss, aber am Nachmittag, wenn der Fußballverein des Viertklässlers in derselben Halle spielt, unmaskiert zum Tor stürmen darf.
Corona-Alltag für Schulkinder. Sie stehen zwischen der Covid-19-Verordnung des Bildungs- und den Corona-Regeln des Gesundheitsministeriums. "Diese unterschiedlichen Regelungen für Schul- und Vereinssport stoßen auf Unverständnis, auch bei den Eltern", sagt Direktorin Petra Binder stellvertretend für viele andere Schulleiterinnen und -leiter zum STANDARD.
Schulen wünschen sich einheitliche Regeln
Die Direktorin der Volksschule Lichtenberg bei Linz hält die widersprüchlichen Corona-Regeln für Kinder, die als Schülerinnen und Schüler in der Sicherheitsphase sehr klare und rigide Präventionsmaßnahmen auferlegt bekommen haben, dann im Freizeitbereich aber mit deutlich lockereren Regeln konfrontiert sind, für "kontraproduktiv" für die Pandemieeindämmung: "Wir wünschen uns einheitliche Regelungen für die Schule und die Sportvereine."
Das schulische Turnproblem hat man in Lichtenberg pragmatisch gelöst: "Wir gehen bei jedem Wetter hinaus. Das genießen die Kinder sehr, obwohl ihnen der Turnsaal natürlich abgeht und Outdoor-Unterricht für die Lehrkräfte ein ganz anderer Aufwand ist", erzählt die Direktorin. Denn das ist nicht bloß Spielen im Freien, sondern wirklich "richtiger" Sportunterricht, etwa mit Staffelläufen, Zielwerfen oder fachspezifischen "Arbeitsaufträgen".
Binder und ihr Team haben den Vorteil, dass ihre Volksschule gleich neben einem Sport- und Spielplatz liegt und auch ein Schulgarten mit Bewegungsparcours und Klettergerüst zur Verfügung steht. Andere Schulen haben das nicht, mitunter gibt es gar keinen Turnunterricht.
Kanzler fordert Maßnahmenlockerung auch im Bildungsbereich
Das könnte sich bald ändern. Bildungsminister Martin Polaschek sagte vorige Woche, die Maskenpflicht in den Schulen werde abgeschafft, "sobald es die epidemiologische Lage zulässt". Auf STANDARD-Anfrage hieß es am Montag: "Derzeit laufen Gespräche mit Gecko-Experten zur weiteren Vorgehensweise." Im Rahmen einer Pressekonferenz sagte er, dass die Schulen und die Öffentlichkeit "in den nächsten Tagen" informiert werden sollen. Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) betonte am Wochenende, es müsse angesichts der anderen Lockerungsschritte auch Erleichterungen in den Bildungseinrichtungen geben. (Lisa Nimmervoll, 1.2.2022)