Das Phänomen Fake News fand Sandra Erlacher immer schon spannend. "Vor allem weil es mich fasziniert, dass Fake News überhaupt so gut funktionieren", sagt die Kommunikationswissenschafterin. Die Neuinfektionen mit dem Coronavirus haben die 40.000er-Hürde geknackt, gleichzeitig demonstrieren Gegner der verpflichtenden Impfung regelmäßig auf den Straßen der österreichischen Landeshauptstädte. Glaubwürdigkeit ist zum großen Schlüsselbegriff in der medialen Kommunikation über Covid-19 und die Impfung geworden.

Sandra Erlacher untersuchte 260 Facebook-Postings, die sich mit dem Virus beschäftigten – und leitete Empfehlungen zur Verbesserung ab.
Foto: MedUni Wien / Houdek

Woran erkennt man fundierte Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien und woran Falschnachrichten? Und wie können mediale Distributoren ihre Nachrichten glaubwürdig und verständlich an die Bevölkerung weitergeben? Sandra Erlacher hat das Gezerre vieler Menschen um "wahr" und "falsch" zum Anlass genommen, genauer hinzusehen.

Für ihre Masterarbeit an der Fachhochschule Burgenland, die kürzlich vom Wissenschaftsministerium ausgezeichnet wurde, untersuchte sie 260 Facebook-Postings von wissenschaftlichen und journalistischen Institutionen aus Österreich, die sich mit dem Virus beschäftigten. Darunter waren die Ages und die Medizinische Universität Wien, die "Kronen Zeitung", die "Zeit im Bild" und auch DER STANDARD. Die Qualität der Postings machte Erlacher anhand von 15 Kriterien fest. "Ich wollte der Wissenschaftskommunikation etwas an die Hand geben, das hilft, Fake News und Verschwörungstheorien entgegenzutreten", sagt sie.

Verbesserungspotenzial

Das Resultat zeigt ein klares Verbesserungspotenzial. Keines der untersuchten Postings erfüllte alle 15, mehr als die Hälfte zwischen neun und elf der Kriterien. "Die Mehrheit der Beiträge war durchschnittlich bis schlecht strukturiert. Es fehlte an Einleitungen und Überleitungen zwischen den Sätzen oder auch an Vergleichen, Beispielen und Erklärungen."

Erlacher leitete daraus Handlungsempfehlungen für wissenschaftliche Kommunikatorinnen und Kommunikatoren ab. So sollten die Texte von Postings nicht zu kurz, Headlines nicht zu plakativ ausfallen und die Texte mit audiovisuellen Medieninhalten untermauert werden. "Ich fände es wichtig, dass wissenschaftliche Absenderinnen und Absender noch mehr in sozialen Medien aktiv werden", sagt die 28-Jährige.

Die Auseinandersetzung mit Kommunikation ist schon eine langjährige Konstante im Leben der gebürtigen Kärntnerin. Vor dem Masterstudiengang "Digitale Medien und Kommunikation" studierte sie transkulturelle Kommunikation und Translation an der Universität Wien. Daneben arbeitete sie in der PR, seit vergangenem Jahr ist sie in der Kommunikationsabteilung der Med-Uni Wien tätig. Eine Leidenschaft, die sie zwar für die Pandemie, nicht aber neben ihrer Ausbildung zurückschraubte, ist das Reisen.

"Nachdem ich aus Villach komme, bin ich schon als kleines Kind oft in Italien gewesen", sagt Erlacher. "Ich war schon immer verliebt in das Land." Ihr Auslandssemester hat sie deshalb in Genua verbracht. Die nächsten Reisen sollen zurück zu alten Bekannten in Italien, aber auch nach Portugal und in die USA gehen. (Sarah Kleiner, 6.2.2022)