Wo geht es hier zum nächsten Korb voll Brot und Gebäck? In den chinesischen Olympia-Anlagen herrscht bereits munteres Treiben.

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Mit jedem Tag wächst die Vorfreude auf die Olympischen Winterspiele in Peking noch mehr: Schon jetzt lässt sich in ausgewählten Fernsehbeiträgen das Dorf bewundern, in dem die auf Herz und Speichel geprüften Athletinnen komfortabel untergebracht sind.

Jede Sportlerin, jeder Sportler verfügt für die Dauer der Spiele über einen gesicherten Privatbereich von etwa sechs Quadratmetern. Das ist bestimmt mehr als das, was ein durchschnittlicher Bewohner des Reiches der Mitte normalerweise für seine Wohnoase veranschlagen kann. Ganz zu schweigen vom Platz, den ein Uigure – in einem der für Angehörige seiner Volksgruppe in der Region Xinjiang errichteten Umerziehungslager – für die eigene Kurzweil zur Verfügung stehen hat.

In den Jahren der Reformära Kreisky wurden wir klassenweise zum einwöchigen Pistenzauber abkommandiert. Platz war in den Studentenwohnheimen, in denen wir Babyboomer in Stockbetten ruhten, das knappste aller Güter. Zu sechst pro Zimmer schmiegten wir die durchwegs noch bartlosen Wangen an Polster, die – vor Neubezug – in allen Erd- und Ockertönen vor Erbrochenem starrten. Damals fiel der Schnee während der Wintersaison beinahe täglich. Er blieb sogar liegen. Man verarbeitete ihn anschließend, gänzlich ohne Zuhilfenahme von Schröcksnadel’schen Schneekanonen, zu betonharten Pisten voller Buckel.

Prall gefülltes Körbchen

Heute befragt man unsere Schneeakrobatinnen, kaum dass sie in Peking angekommen sind, bereits eingehend nach dem Befinden. Stets mit im Bild: ein Körbchen, prall gefüllt mit Kornspitzen. Da Backwaren rasch altern, stellt sich die Frage: Werden die knusprigen Grüße aus der Heimat vor Verderb an chinesische Pistenarbeiter weitergereicht? Bleiben bis Ende der Spiele immer dieselben Kornspitze in die Serviette eingeschlagen?

Jeder Gast schenkt am liebsten, wovon er am meisten auf Vorrat hat. Die Bundesrepublik Deutschand könnte den chinesischen Zentralbehörden zum Beispiel ein weiteres Kontingent von 5000 Militärschutzhelmen zur Verfügung stellen. Die kann jeder gut gebrauchen: etwa das Wachpersonal in den Umerziehungslagern. (Ronald Pohl, 2.2.2022)