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Xavier Bettel beim EU-Gipfel im Dezember.

Foto: Reuters/Stephanie Lecocq

Luxemburg – Der luxemburgische Premierminister Xavier Bettel hat nach einer Plagiatsprüfung durch die Universität Nancy (Frankreich) seine vor 22 Jahren eingereichte Diplomarbeit zurückgezogen. Dies teilte Bettel am Dienstag in einer Erklärung mit. Zugleich betonte er, die Universität sei zum Ergebnis gekommen, dass er sein Diplom behalten dürfe, sofern er "fehlende Textverweise" nachliefere. Der 48-Jährige hatte in Nancy öffentliches Recht und Politikwissenschaft studiert.

Von der Hochschule gab es zunächst keine Erklärung. Nach Bettels Angaben teilte ihm die Universität mit, die Arbeit im Kontext der vor mehr als 20 Jahren praktizierten Zitierweise geprüft zu haben. Sie habe anerkannt, dass es sich um eine Synthese von Dokumenten handelte, wie es damals "üblich und akzeptiert" gewesen sei. Auch habe die Universität bestätigt, dass es sich um eine "Originalarbeit" handle. Er habe aber einzelne Passagen "nicht mit separaten Textverweisen" versehen, sodass sie als "eine Art Plagiat" gewertet werden können.

Bettel will Vertrauensverlust vermeiden

"Nach reiflicher Überlegung" habe er die Universität gebeten, sein Diplom zurückzuziehen. "Damit sollen Zweifel an den Verdiensten des DEA (Diploms) ausgeräumt und ein Vertrauensverlust in die akademische Arbeit vermieden werden", schrieb Bettel. "Ich bedauere diese Situation und bitte die Universität, meine Entschuldigung und meine Entscheidung zu akzeptieren."

Das Onlinemagazin reporter.lu hatte Bettel im Oktober 2021 vorgeworfen, in seiner Arbeit über mögliche Reformen des Wahlsystems für das Europaparlament auf 54 von 56 Seiten (96 Prozent) fremde Texte ohne Quellenangabe übernommen zu haben. Der "Copy-and-Paste-Premier" habe "seitenlang aus anderen Publikationen abgeschrieben, ohne dies in irgendeiner Form durch Anmerkungen oder Fußnoten kenntlich zu machen". Nur auf zwei Seiten gebe es keine plagiierten Textpassagen. Bettel räumte daraufhin ein, "dass man es hätte anders machen sollen, ja vielleicht anders machen müssen". (APA, 1.2.2022)