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Marion Maréchal bricht mit der Familie – zumindest politisch.

Foto: Reuters / BENOIT TESSIER

Das nächste große Familientreffen könnte, nun ja, interessant werden. Nicht nur, dass Marine Le Pen, Vorsitzende des einstigen Front National (FN) und des heutigen Rassemblement National, es sich einst mit Parteigründer und Papa Jean-Marie Le Pen verscherzt hat, weil ihr dessen Ansichten zu weit rechts waren. Jetzt hat die 53-Jährige auch ein gröberes Problem mit Nichte Marion Maréchal.

Die 32-Jährige, die bis Mai 2018 noch den Nachnamen Maréchal-Le Pen anführte, gilt als Zukunftshoffnung der extremen Rechten. Gelobt wird sie unter anderem von Sarah Palin oder Steve Bannon, zu Donald Trumps Umfeld gibt es enge Kontakte.

Jüngste Abgeordnete

Ihren ersten politischen Auftritt erlebt Maréchal als Zweijährige. Auf einem Wahlplakat hält Opa Jean-Marie das Kleinkind im Arm, darüber steht geschrieben: "Sicherheit ist die erste Freiheit." Aufgewachsen im noblen Pariser Vorort Saint-Cloud, prägt sie einerseits die private, katholische Mädchenschule, in die sie ging. Andererseits bekommt sie mit, wie auch zu Hause immer wieder Parteiarbeit für den FN betrieben wird.

Kein Wunder, dass sie mit 18 Jahren Mitglied des FN wird und drei Jahre später als jüngste Abgeordnete überhaupt in die Nationalversammlung einzieht – und damit einen Rekord bricht, den ihr Opa gehalten hat. Politisch ist sie dem Großvater näher als der Tante: Mit islamophoben und rassistischen Aussagen sorgt sie für Wirbel, sie lehnt die Homo-Ehe ab, während Marine Le Pen sich mittlerweile sanfter gibt, um auch bei Wählern der politischen Mitte zu punkten.

Rechtes Paar

2017, als Marine Le Pen die Wahl gegen Emmanuel Macron verliert, zieht sich Maréchal aus der Politik zurück. Sie wolle sich um ihre 2014 geborene Tochter Olympe kümmern, erklärt sie. Vom Vater des Kindes ist sie geschieden, mittlerweile lebt Maréchal mit Vincenzo Sofo zusammen, der für Italiens rechtsradikale Fratelli d'Italia im EU-Parlament sitzt. Insider vermuten jedoch, sie wollte damals einem Machtkampf mit Tante Marine aus dem Weg gehen.

Mit der Ankündigung, ins Lager von Éric Zemmour zu wechseln, setzt sie jetzt aber doch auf Konfrontation. Denn er ist bei den Präsidentschaftswahlen der Erzrivale Marine Le Pens im Kampf um Stimmen im rechten Lager. Marion Maréchal wendet sich also von ihrer Tante ab, ihre Anhänger hoffen, dass das der erste Schritt zu ihrem Antreten bei den Wahlen 2027 ist – und sie dann mit einem geeinten rechten Lager im Rücken in den Élysée-Palast einzieht. (Kim Son Hoang, 1.2.2022)