Rom – Die italienische Schauspielerin Monica Vitti, die als Darstellerin in Filmen von Michelangelo Antonioni und als Star der italienischen Komödie verehrt wurde, ist am Mittwoch im Alter von 90 Jahren gestorben. Bereits seit mehreren Jahren an Alzheimer erkrankt, hatte sie sich 2001 vom Filmgeschäft ganz zurückgezogen.

Leidenschaftlich und abwesend, die feinen Gesichtszüge von Melancholie umspielt: Es waren solche Gegensätze, die Vitti zur idealen Darstellerin von Antonioni machten. Der Regisseur "der Malaise des Eros" entdeckte die Römerin bereits für die Bühne, 1960 gab er ihr eine Hauptrolle in seinem Meilenstein des modernen Kinos, L'avventura – Vitti verkörperte eine Frau, die auf der Suche nach ihrer besten Freundin eine Affäre mit deren Verlobtem beginnt. Ein Jahrzehnt lang blieben Antonioni und sie auch privat ein Paar.

Symptome der Gesellschaft

Vitti verlieh seinen Filmen, von La Notte bis Il deserto rosso, jene gefasste Verlorenheit, die nie ihre Wirkung verfehlte. In Il deserto rosso spielt sie Giuliana, eine Frau, die sich nach einem Autounfall in einer Verstörung verfängt. Die Neurosen sind bei Antonioni immer auch Symptome der Auswirkungen der modernen Industriegesellschaft. Vitti hielt seinen inszenatorischen Versuchsanordnungen allerdings mit spielerischer Eleganz stets etwas entgegen – larmoyant war sie nie.

1974 trat Vitti in Luis Bunuels surrealistischer Groteske Das Gespenst der Freiheit noch einmal international hervor. In vielen italienischen Komödien zeigte sie sich lautstarker, energischer. Sie zählte zu den wichtigsten Gesichtern der "Commedia all'italiana" und nutzte das Genre auch, um ihr Image als kühle, etwas schwierige Heldin zu erweitern.

Goldener Löwe für Lebenswerk

Mit dem Fotografen und Filmemacher Roberto Russo, mit dem sie seit 1973 liiert war, drehte sie in den Achtzigerjahren Flirt, für den sie einen Berliner Bären gewann. 1995 erhielt sie den Goldenen Löwen des Filmfestivals von Venedig für ihr Lebenswerk. (kam, APA, 2.2.2022)