Der Schutz des Lebens ist die oberste Priorität jener Menschen, die sich gegen Abtreibungen einsetzen. Und doch hat eine restriktive Gesetzgebung genau das Gegenteil zur Folge, wie das Beispiel Polen zeigt.

Gegen das Abtreibungsgesetz Protestierende in Krakau, Polen.
Foto: imago images/ZUMA Wire

Seit einem Jahr sind dort Schwangerschaftsabbrüche de facto verboten. Nur in Fällen von Vergewaltigung und Inzest oder wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist, dürfen Ärztinnen und Ärzte eine Abtreibung durchführen. Mindestens zwei Frauen hat ein zu später Abort bereits das Leben gekostet. Und das sind nur jene Fälle, die an die Öffentlichkeit drangen. Wie viele Betroffene ihre Gesundheit oder ihr Leben aufs Spiel setzen, weil sie auf unsichere Tabletten oder andere Methoden setzen, um die ungewollte Schwangerschaft abzubrechen, ist unklar. Viele Frauen suchen auch im Ausland Hilfe.

Und dabei treiben laut Helferinnen nicht nur jene ab, die ungewollt schwanger wurden. Selbst Frauen, die ein Baby wollen, bemühen sich präventiv um einen Schwangerschaftsabbruch im Ausland, sobald es bei Untersuchungen Anzeichen für eine Behinderung gibt. Denn das geht meistens nur innerhalb der ersten drei Monate.

Anders als in Österreich haben Betroffene in Polen keine Zeit, um weitere Untersuchungen abzuwarten. Dadurch werden auch möglicherweise gesunde Babys abgetrieben. Das macht aus einem scheinbar lebensrettenden Verbot ein lebensgefährliches Gesetz. (Bianca Blei, 2.2.2022)