Gurgeln daheim könnte bald teuer werden.

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Testen, testen, testen, um Corona-positive Menschen zu identifizieren und sie via Quarantäne aus dem Infektionsgeschehen zu nehmen – so lautet die zentrale Anti-Corona-Strategie in Wien. Und so wurde sie auch lange Zeit von der Bundesregierung vorgebetet.

Derzeit werden in der Bundeshauptstadt täglich rund 300.000 PCR-Gurgeltests ausgewertet – bis zu 800.000 pro Tag wären laut Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bewältigbar. Andere Bundesländer testen da weitaus weniger. Zum Vergleich: Von den 142 Millionen Tests, die seit Beginn der Pandemie österreichweit gemacht wurden, entfallen rund 44 Millionen auf Wien, 26 auf Niederösterreich, vier Millionen auf das Burgenland und acht auf Tirol.

Doch das europa- und vielleicht sogar weltweit einzigartige Screeningprogramm Wiens könnte bereits ab April der Vergangenheit angehören. Denn am 31. März enden die sogenannten Zweckzuschüsse zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie, die der Bund den Ländern gewährt. Neben den Kosten für die Massentests holen sich die Bundesländer in diesem Rahmen auch Ausgaben für Schutzausrüstung, telefonische Gesundheitsberatung, Impfstellen sowie Corona-bedingte Mehrleistungen von Rettungs- und Krankentransportdiensten zurück.

Mehrfach verlängert

Seit Bestehen der Corona-Pandemie wurden die Zweckzuschüsse bereits mehrfach verlängert. Überlegungen, ob das auch diesmal wieder geschehen soll – und wenn ja, wie genau –, werfen ihre Schatten voraus.

Vor allem die Fortführung der Massentestsubventionierung ist umstritten – kosteten diese doch seit Pandemiebeginn bis dato bundesweit an die zwei Milliarden Euro.

In Wien plädiert man für eine Fortsetzung der Zweckzuschüsse. Ein Aufkündigen der Finanzierung durch den Bund würde die Überwachung der Infektionslage erschweren, wofür das Screening durch viele Tests unverzichtbar sei, sagt ein Sprecher von Hacker. Sich anbahnende weitere Infektionswellen durch mögliche neue Virusvarianten, etwa im Sommer, werde man dann unter Umständen nicht rechtzeitig erkennen können, heißt es. Die Kosten pro Gurgeltest, der in Wien absolviert wird, liegen laut Stadt bei rund sechs Euro.

Doch es gibt auch Stimmen gegen das Fortführen der Testungen, Tirols schwarzen Landeshauptmann Günther Platter etwa. Er ist dafür, nur mehr symptomatische Patientinnen, Risikogruppen und das Personal kritischer Infrastruktur zu testen, erklärte der Landeschef zuletzt. Die Tests sollen zudem etwas kosten, sobald sie nicht mehr für gewisse Zutritte notwendig sind.

Bis Ende März kostenfrei

"Wir befinden uns inmitten der Omikron-Welle", heißt es in einem Statement des Gesundheitsministeriums dem STANDARD gegenüber zum Thema Massentests. Hier sei es besonders wichtig, "einen guten Überblick über das Infektionsgeschehen zu haben" und den Menschen einen "einfachen und niederschwelligen Zugang zu den Testmöglichkeiten zu bieten". Die Tests würden daher jedenfalls bis Ende März kostenfrei bleiben. Wie es danach weitergeht, darüber gibt es vorerst noch keine Auskunft. Das Vorgehen werde "aktuell evaluiert".

Allerdings zweifeln bereits viele, dass das teure Testsystem aufrechterhalten bleibt. Im Raum stehen diverse Vorschläge und Varianten, wie es mit den Tests weitergehen könnte. Um die Durchimpfungsrate zu erhöhen, schlug der Vorsitzende des Dachverbands der Sozialversicherungen, Peter Lehner, in der "ZiB" vor, dass Geimpfte maximal die Rezeptgebühr zahlen, während Ungeimpfte den vollen Betrag übernehmen sollen. Als sicher gilt, dass Tests für Personen mit Symptomen, bei denen ein Verdacht auf eine Infektion vorliegt, gratis bleiben.

Sicherheitsphase bleibt

In der Schule finden derzeit drei Testungen pro Woche statt. Bis 28. Februar gilt diese Sicherheitsphase. Daran ändere sich vorerst nichts, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Mittwoch. Eine Änderung sei "keine Frage", man trage Verantwortung für 1,2 Millionen Schülerinnen und Schüler. Deren Sicherheit und jene des Lehrpersonals hätten oberste Priorität.

In Wien beginnen nächste Woche die Semesterferien, gestaffelt folgen danach auch die westlicheren Bundesländer. Um die Sicherheit zu erhöhen, erhalten die Kinder und Jugendlichen für die Ferien zwei Antigentests. Wie es danach weitergeht, ließ der Minister offen. Erste Lockerungen gibt es in der Schule bei der Maskenpflicht. (Irene Brickner, Oona Kroisleitner, 2.2.2022)