Schon zu Lebzeiten eine Legende in China: Thomas Bach.

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Lockere Atmosphäre im olympischen Dorf.

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Gemütliches Beisammensein in Peking: Die Olympier um Präsident Thomas Bach (links) verstehen sich mit Xi Jinping und seiner Entourage prächtig.

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So wie hier am Big-Air-Venue zeigt sich IOC-Präsident Bach gerne. Möglichst groß, auf einem Screen. Kritischen Fragen stellt er sich nicht.

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Ein dickes Fell ist dieser Tage in Peking nicht nur wegen der Minusgrade von Vorteil. Thomas Bach, Fechtolympionike (Florett-Mannschaftsgold 1976 in Montreal) und seit 2013 der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), ficht die Kritik an Gastgeber China, an der deplorablen Menschenrechtssituation im Land, an der aggressiven Außenpolitik, am Gigantismus der Spiele, an der gerne mit Corona-Prävention bemäntelten Totalüberwachung auch der olympischen Familie, nicht im Geringsten an. Der 68-Jährige macht "dunkle Wolken der wachsenden Politisierung des Sports am Horizont" aus, freut sich aber auf das Treffen mit Wladimir Putin und Xi Jinping bei der gewiss bombastischen Eröffnung der Spiele im Pekinger Vogelnest (13 Uhr, ORF 1).

Bach gibt den Friedensfürsten, die Spiele, versicherte er auf der 139. Vollversammlung des IOC, weisen den "Weg in eine bessere und friedvollere Zukunft". Ganz im Sinne des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping erinnerte er an die Resolution der Vereinten Nationen zum olympischen Waffenstillstand. In der Originalübersetzung geht es eigentlich um ein "olympisches Händehalten", das nicht wenige westliche Politiker zu Bachs und Chinas Ärger vermeiden, jedoch lieber Termine vorschützen, als das Wort Boykott zu strapazieren.

Ein großes Feuerwerk begleitete am Freitag die Eröffnungszeremonie im "Vogelnest-Stadion" von Peking
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Maulkorb für Hamlet

Die Sportler, legte Bach nahe, sollen sich ganz auf ihr Professionen konzentrieren. Meinungsäußerungen sind unerwünscht – in den Worten des Präsidenten: "Wenn ein Schauspieler in einem Theater Hamlet spielt, fragt sich auch keiner, ob er während des Stücks politische Meinungen äußern kann." Verstöße werden diesmal nicht nur gemäß den Bestimmungen in der olympischen Charta geahndet, sondern, wie ein Vertreter der Organisation schon vor Wochen feststellte, auch nach chinesischem Recht.

In der strahlenden Zukunft, wie sie Bach beschwor, werden für den Wintersport und die dahinterstehende Industrie Milch und Honig fließen. Mehr als 300 Millionen Menschen seien schon jetzt an die Sportarten auf Schnee und Eis herangeführt worden, sagte der Oberolympier aus Würzburg. "China ist bereits eine Wintersportnation." Und der Boom sei ein Segen für Hersteller von Skiliften, Pistenraupen oder Schneekanonen. "All die Unternehmen, die hauptsächlich in den Alpen und in Nordamerika ansässig sind, werden stark von der Entwicklung des Wintersports in China profitieren."

Sicher sauber

Bedenken, dass die Umwelt unter den Spielen leiden könnte, hat Bach offiziell nicht. Während Xi Jinping in einer Videobotschaft an das IOC "einfache, sichere und aufregende" Winterspiele versprach, schwärmte er, dass Peking 2022 Lösungen für eine "nachhaltige Zukunft" zeige. Die in ein ehemaliges Naturschutzgebiet geschlagenen Pisten und Loipen, die aus dem Boden gestampften Schanzen, Bahnen und sonstige Bauwerke seien dem Land mit Wintersportpotenzial nur angemessen. Und schließlich seien das Vogelnest, wo die Winterspiele wie schon 2008 die Sommerspiele unter der Leitung von Regiestar Zhang Yimou (Hero) eröffnet werden, oder der Water Cube fürs Curling schon vorhanden gewesen.

Das IOC rechnet für die Spiele mit einer Gesamtemission von rund 1,3 Millionen Tonnen CO2. Die Aufforstung eines "olympischen Waldes" in Mali und im Senegal soll mit insgesamt 335.000 Bäumen rund 200.000 Tonnen CO2 binden. Aber Olympische Spiele müssen nach IOC-Vorgaben ohnehin erst ab 2030 klimapositiv abgehalten werden. Die Organisatoren von Paris 2024 haben sich diesem Ziel bereits verpflichtet. 2026, wenn sich die Jugend der Welt in Cortina d’Ampezzo zum Wintersport trifft, ist Bach – so noch im Amt – auf sein dickes Fell dann weniger angewiesen. (Sigi Lützow, 4.2.2022)

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