Zahlreiche Zitrusfrüchte durften in den vergangenen Jahren ihre Five Minutes of Fame genießen, von der edlen Yuzu bis hin zur esoterischen Calamansi. Ich finde, es ist allerhöchste Zeit, dass auch endlich die gemeine Kumquat zu Ehren kommt.

Kumquats sehen aus wie ovale Orangen, sind aber so groß wie große Oliven. Sie schmecken wunderbar zitrussig, erfrischend säuerlich, unaufdringlich süß, zart bitter, ein wenig wie eine besonders aufregende Mandarine, und erfreuen mit einem fantastischen, knackigen Biss.

Ihr größter Vorteil aber ist ihre Unkompliziertheit. Wie bei so vielen anderen Zitrusfrüchten sitzen auch bei der Kumquat die besten Geschmäcker in der Schale. Anders als bei vielen ihrer Verwandten ist diese aber nicht ledrig, bitter oder einfach zu intensiv, sondern knackig, süß, und nur zart- statt gesichtsverziehend bitter.

Kumquats sind unkomplizierte Zitrusfrüchte.
Foto: Tobias Müller

Während Orangenschalen kandiert, Zitronenschalen lange gesalzen und Pomeranzenschalen gekocht und reichlich gezuckert werden müssen, um komplett genießbar zu werden, muss der Kumquat-Connaisseur nichts tun, als zuzubeißen.

Kumquats sind ideal für diverse Salate oder andere gute Dinge, die eine frische Brise, ein wenig Spritzigkeit brauchen können. Sie lassen sich wie Orangen- oder Grapefruitfilets einsetzen, bloß mit dem riesigen Vorteil, dass man sie nicht vorher schälen und filetieren muss.

Kumquats stammen, wie so viele Zitrusfrüchte, aus China, und wurden im 19. Jahrhundert von Robert Fortune nach Europa gebracht, Botaniker, Pflanzenjäger und die Definition einer schillernden Gestalt. Während sie in Süditalien weitverbreitet sind, konnten sie sich nördlich der Alpen bisher immer noch nicht so recht durchsetzen.

Dabei vertragen sie unangenehmere Temperaturen als die restlichen Mitglieder der sonst etwas verweichlichten Zitrusfamilie. Trotzdem baut sie hier, soweit ich weiß, keiner an. Der südosteuropäische Marktstandler Ihres Vertrauens hat aber derzeit ziemlich sicher welche im Angebot. Am Volkertmarkt etwa gibt es gerade tadellose Kumquats für acht Euro das Kilo.

Wenn sie richtig gut sind, stecke ich sie mir einfach gierig ganz in den Mund und lasse sie platzen wie Zitruskaviar – ein Vorteil ihres höchstens murmelgroßen Umfangs. Ansonsten schneide ich sie gerne in rohe Rotkrautsalate mit Koriander, Chili und Fischsauce, paare sie mit Radicchio und Birne, schnipple sie über Burrata und beträufle sie dann mit reichlich Olivenöl, schnipsle sie in Joghurt oder bereite sie wie folgt zu.

Gebratene Schwarzwurzeln mit Kumquat

Eine ganz besonders gelungene Paarung. Wer mag, kann auch noch ein wenig Vanille mitbraten, macht sich mit Schwarzwurzeln eigentlich immer gut.

  • 500 g Schwarzwurzeln
  • Reichlich gute Butter
  • Eine Handvoll Kumquats

Schwarzwurzeln waschen, quer halbieren, schälen und der Länge nach vierteln. Bereits geschälte Wurzeln in ein wenig Essig- oder Zitronensaftwasser lagern, damit sie nicht oxidieren. Kumquats in Ringe schneiden und dabei die Kerne entfernen.

In einer Pfanne mit dickem Boden über eher hoher Hitze die Butter schmelzen. Die Schwarzwurzeln einmal trockenschütteln, in die Pfanne geben und unter gelegentlichem Rütteln und Wenden auf möglichst vielen Seiten braun braten. Gut salzen, ein wenig Wasser oder Suppe angießen, Hitze runterschalten, Deckel auflegen und ein paar Minuten fertigdampfen lassen.

Kurz vor dem Servieren die Kumquats zugeben, Hitze noch mal hochschalten, durchrühren, heiß werden lassen und genießen.

Eine besonders gelungene Paarung: Kumquats und Schwarzwurzeln.
Foto: Tobias Müller

Ofenradicchio mit Kumquats und Topfen

Eine Variation des Klassikers "Geschmorter Radicchio mit Blauschimmelkäse und Orangenmarmelade". Frischer, cremiger, süchtigmachend gut.

  • 2 Radicchio di Treviso
  • 2 Knoblauchzehen
  • Olivenöl
  • Salz und frisch gemahlener Pfeffer
  • Ein wenig Honig
  • Zwei Schuss Apfelessig
  • Eine Handvoll Kumquats
  • Ein paar Löffel guter, cremiger Topfen

Radicchio vierteln, Knoblauchzehen anquetschen und schälen. Backrohr auf 220 Grad vorheizen.

Olivenöl in einer ofenfesten Pfanne auf eher hoher Hitze heiß werden lassen. Radicchio-Viertel auf den beiden Schnittseiten schön Farbe nehmen lassen, dann auf den imaginierten Rücken drehen. Gut salzen und pfeffern, die angequetschen Knoblauchzehen dazuwerfen und die Pfanne ins Rohr schieben. Etwa 15 bis 20 Minuten weich werden lassen.

Währenddessen die Kumquats in Scheiben schneiden und die Kerne entfernen.

Radicchio aus dem Rohr holen. Pfanne mit Essig deglacieren, ein wenig Honig über den Radichio träufeln, Kumquats zugeben und alles gut durchmischen. Eventuell kurz über hoher Hitze einkochen.

Mit dicken Klecksen frischen Topfens garnieren und servieren. (Tobias Müller, 6.2.2022)