Bild nicht mehr verfügbar.

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) betont, dass sich Arbeitnehmer und Firmen an die Pandemie angepasst hätten.

Foto: Reuters / Leonhard Foeger

Wien – Die Arbeitslosigkeit sinkt trotz weiterhin hoher Omikron-Infektionszahlen. Diese Woche gab es 11.399 weniger beim AMS als arbeitslos oder in Schulung gemeldete Personen als in der Vorwoche, berichtete das Arbeitsministerium am Dienstag. Die Arbeitslosigkeit sei somit so gering wie schon lange nicht, sagte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) – und verwies dabei auf die Zahlen der vergangenen Jahre.

Vor einem Jahr war die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer mit 528.679 deutlich höher. Sogar vor Beginn der Corona-Krise 2020 (412.928) und 2019 (426.508) waren mehr Menschen arbeitslos oder in Schulung als derzeit.

Saisonaler Effekt und Kurzarbeit verantwortlich

Grund für den Rückgang sei unter anderem der saisonale Effekt: Aufgrund des besseren Wetters würden vermehrt Menschen aus der Saisonarbeitslosigkeit geholt, etwa im Baugewerbe. In den kommenden Monaten rechnet Kocher saisonbedingt mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit um bis zu 100.000 Personen.

Bei der Kurzarbeit ist die Zahl der Voranmeldungen hoch. Von den 179.000 Vorgemerkten dürften laut Kochers Einschätzung deutlich weniger von ihrem Arbeitgeber tatsächlich in Kurzarbeit geschickt werden. Im vierten Quartal 2021 waren das etwa lediglich 56 Prozent. Bei der Voranmeldung dürfe es sich daher eher um Vorsorgemaßnahmen der Unternehmen handeln, mutmaßt der Arbeitsminister.

Herausforderung Langzeitarbeitslosigkeit

Deutlich problematischer ist nach wie vor die Lage für Langzeitarbeitslose. 110.000 Betroffene gibt es derzeit. Verantwortlich dafür ist laut Kocher zum einen ein Mismatch im Qualifikationsniveau. Am Arbeitsmarkt treffe ein hohes Anforderungsprofil der Unternehmen oft auf eine mangelhafte Ausbildung bei den Suchenden; 45 Prozent verfügen über einen Pflichtschulabschluss als höchste Qualifikation. Zum anderen sei rund ein Viertel der Langzeitarbeitslosen durch gesundheitliche Probleme nur bedingt vermittelbar.

Inspiration aus Dänemark

Die vielseitigen Herausforderungen bedürften spezifischer Maßnahmen bei der Reform der Arbeitslosenversicherung, sagt Arbeitsminister Kocher einmal mehr. Bei der geplanten parlamentarischen Enquete Anfang März werde aber nun – wie der STANDARD berichtete – über konkretere Maßnahmen diskutiert. Bis dahin will sich Kocher Inspiration auf einer Reise nach Dänemark holen. Dort sei die Arbeitsmarktdynamik vorbildlich; auch die Struktur des Arbeitsmarkts sei durchaus vergleichbar.

Aus Sicht des Arbeitsministers zeigt der Rückgang der Arbeitslosenzahlen jedenfalls, "dass sich Beschäftigte und Betriebe im Verlauf der Pandemie immer mehr an diese besondere Situation angepasst haben". Die Dynamik am Arbeitsmarkt werde derzeit "kaum gebremst". Aber: "Der Anteil jener Arbeitssuchenden, die sofort vermittelbar sind, ist angesichts der positiven Dynamik am Arbeitsmarkt nicht besonders hoch." Daher gehöre dieses Arbeitskräftepotenzial gehoben. (APA/vol, 8.2.2022)