Die Regeln für den Friseurbesuch werden gelockert.

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Es ist die Aussicht darauf, dass die epidemiologische Lage bald besser werden könnte, die die Bundesregierung dazu veranlasst, die Corona-Schutzmaßnahmen weiter zu lockern. In Stein gemeißelt ist die Entspannung der Lage freilich nicht, denn aktuell befinden sich die Omikron-Infektionen in Österreich noch auf hohem Niveau: Am Dienstag wurden rund 27.000 Neuinfektionen verzeichnet.

Gelockert wird nun in größerem Ausmaß als bisher angekündigt. Bisher bekannt war, dass statt 2G ab kommendem Samstag 3G im Handel gelten wird, ebenso im Freizeitbereich. Nun soll diese Lockerung aber auch für körpernahe Dienstleister gelten, man darf also künftig ungeimpft oder ungenesen mit Test rein.

Überraschend werden zudem die Personenobergrenzen bei Veranstaltungen aufgehoben. Das heißt, dass Großveranstaltungen bereits ab kommendem Wochenende wieder erlaubt sind. Einschränkungen bleiben jedoch bestehen: Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze bleiben über 50 Personen nur erlaubt, wenn ein Konsumationsverbot gilt und die FFP2-Maske durchgehend getragen wird. Die Nachtgastronomie bleibt weiterhin zu, die Sperrstunde bleibt bei 24 Uhr.

Auch die 2G-Regel bleibt bei Veranstaltungen bestehen, hieß es am Dienstag aus dem Bundeskanzleramt (BKA). Bei diesem Punkt muss man jedoch vermutlich ein "vorerst" anfügen, denn die bereits vor eineinhalb Wochen verkündeten Lockerungsschritte sehen vor, dass ab 19. Februar auch bei Veranstaltungen 2G statt 3G gelten soll. Dieser Lockerungsplan ist auch auf der Website des Gesundheitsministeriums öffentlich nachzulesen.

Wien macht mit

Ob es bei diesen Plänen trotz der jüngsten Lockerungen bleiben wird, konnte man im Bundeskanzleramt und im Gesundheitsministerium nicht sagen: Dazu werde erst nächste Woche beraten, die Verordnung sei in Erarbeitung.

Wien wird die Öffnungsschritte im Gegensatz zu den letzten Lockerungen aber alle mittragen, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) dem STANDARD gegenüber. Die strengeren 2G -Regeln in der Gastronomie bleiben vorerst aber bestehen.

Die Regierung rechtfertigt die Öffnungsschritte mit der "überschaubaren" Lage auf den Intensivstationen. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) spricht von "wesentlichen Erleichterungen", die der Lage angemessen seien. Omikron stelle derzeit "keine akute Bedrohung für das Gesundheitssystem" dar. Er appelliert aber an die Bevölkerung, eine FFP2-Maske auch dort zu tragen, wo sie nicht vorgeschrieben ist, und sich impfen zu lassen. Ähnliche Worte findet Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne): Die Regierung habe stets betont, dass keine Maßnahme länger in Kraft bleibe als unbedingt nötig. Der richtige Zeitpunkt für diese Öffnung sei gekommen.

Zur Erinnerung: Als die Regierung Ende Jänner Lockerungen angekündigt hatte, betonte Gecko erst am Tag davor die Wirksamkeit von 2G-Regeln.

Eine explizite Empfehlung zum Lockern findet man auch im aktuellen Gecko-Report, der am Samstag veröffentlicht wurde, nicht. Da heißt es lediglich, die bis jetzt in Österreich angewandten Pandemiemaßnahmen müssten "evaluiert und im internationalen Vergleich beurteilt werden". Außerdem wird darauf hingewiesen, dass nicht auszuschließen ist, dass der neue Omikron-Subtyp die Fälle wieder in die Höhe treibt.

Expertenkritik

Für den Umweltmediziner Hans-Peter Hutter kommen die angekündigten Lockerungen verfrüht: "Wir haben hohe Zahlen, aber gleichzeitig werden im Wochentakt Lockerungen präsentiert." Das vermittle das Gefühl, dass alles erledigt sei.

Deshalb sei eine genaue Erklärung wichtig, wieso diese Schritte nun angebracht seien. Im Endeffekt komme es aber oft auch darauf an, wie Regelungen in der Praxis umgesetzt werden – ob etwa Präventionskonzepte bei Veranstaltungen nicht nur auf dem Papier bestehen.

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Friseure erfreut, Mahrer will mehr

Friseur-Innungsmeister Wolfgang Eder freut sich über Erleichterungen für seine Branche. Ganz hätten die Friseure "in den zähen Gesprächen" ihr Ziel nicht erreicht, so Eder, denn im Vergleich zum Handel bleibe es bei der 3G-Regel. Trotzdem: "Wir sind sehr glücklich und hoffen, dass alle Kunden wieder zu uns kommen können." Die Pandemie habe für 20 bis 30 Prozent weniger Kundinnen und Kunden gesorgt, nun wolle man zurück zu den alten Kundenzahlen, so Eder. Erfreut zeigen sich auch andere körpernahe Dienstleister. Es werde für mehr Fairness gesorgt, erklärt Dagmar Zeibig, Bundesinnungsmeisterin der Fußpfleger, Kosmetiker, Masseure, Piercer, Tätowierer und Nagelstudios.

Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer (ÖVP) fordert hingegen eine Neubewertung der Corona-Situation. Für ihn ist "die Zeit gekommen, maximale Freiheit zurückzugeben. Wir müssen jetzt rasch den Vorschriften-Irrgarten ausmisten." Parallel dazu sollen die Vorbereitungen für den Herbst und Winter beginnen, um dem Virus im Fall des Falles einen Schritt voraus zu sein. (Vanessa Gaigg, Gabriele Scherndl, APA, 8.2.2022)