"Sonne" zeigt drei Freundinnen, die auf Youtube kurz zu Stars werden, und sich zwischen Pubertät, Internet und Rassismus behaupten müssen.

Foto: Ulrich Seidl Filmproduktion

Graz – Die Diagonale geht nach 25 Jahren einen neuen Weg: Mit dem Eröffnungsfilm "Sonne" von Kurdwin Ayub wird eine Arbeit, die die Ästhetik der Gegenwart mit Smartphone, schnellen Schnitten und Social Media-Storys einfängt, zu sehen sein, hieß es am Dienstag. Gezeigt werden auch Ulrich Seidls "Rimini", Constantin Wulffs "Für die Vielen – Die Arbeiterkammer" sowie eine Werkschau mit Arbeiten von Tizza Covi und Rainer Frimmel. Insgesamt werden 110 österreichische Filme zu sehen sein.

"Mit 'Sonne' schenkt Kurdwin Ayub der Diagonale einen außergewöhnlichen Eröffnungsfilm. Bereits mit ihren betörenden Musikvideos, aberwitzigen und bissigen Kurzfilmen und ihrem Dokumentarfilmdebüt 'Paradies! Paradies!' zeigte sie auf, dass die Beschreibung der Gegenwart unterschiedlichste filmische Formen erfordert", hieß es seitens der Diagonale.

Generationenstatement

Die Geschichte von den drei Mädchen Yesmin, Bella und Nati, die Spurensucherinnen in den Lifestylecodes zwischen Retromode und kurdischen Militäruniformen, ist ein "Generationenstatement ohne Selbstmitleid und falsche Moral". Der Film wirft einen Blick auf Freundinnen, die durch ein Video auf Youtube für kurze Zeit zu Stars werden, und sich zwischen Pubertät, Internet und alltäglichem Rassismus behaupten müssen.

Einen Tag nach der Eröffnung findet die Österreichpremiere von Ulrich Seidls "Rimini" statt. Ein heruntergekommener Schlagerstar versucht, seine Scheinwelt aus Ruhm und Erfolg im Dauerrausch und bei Konzerten vor Bustouristinnen und -touristen aufrecht zu halten. Als seine erwachsene Tochter in sein Leben einbricht, wird er mit seinem falschen Pathos konfrontiert und droht daran zu zerbrechen.

Personale Covi/Frimmel

Auch Constantin Wulffs "Für die Vielen – Die Arbeiterkammer" wird im Rahmen des Festivals erstmals in Österreich zu sehen sein. Der Film zeigt die Wechselwirkung zwischen Institution und Gesellschaft, indem er ein präzises Porträt einer Bürokratie im Dienste der Solidarität abbildet.

Die Reihe "Zur Person" widmet sich der Arbeit von Tizza Covi und Rainer Frimmel. Die beiden Filmschaffenden wurden bei der Diagonale schon mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Großen Dokumentarfilmpreis für "Aufzeichnungen aus der Unterwelt". Nun wird es erstmals eine umfassende Werkschau über die Arbeit der beiden geben. Gezeigt wird unter anderem Frimmels Dokumentarfilmdebüt "Aufzeichnungen aus dem Tiefparterre" sowie die erste gemeinsame Filmarbeit "Das ist alles" von 2001. (APA, 8.2.2022)