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Libanons Zentralbankchef: Riad Salameh.

Foto: Reuters/MOHAMED AZAKIR

Beirut – Deutschland hat nach Angaben der libanesischen Regierung um Informationen über den dortigen Zentralbankchef Riad Salameh gebeten. Justizminister Henry Khoury bestätigte am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters, dass er zwei Briefe erhalten und der Staatsanwaltschaft übergeben habe. Details zu den Inhalten wollte er nicht nennen. Einem Insider zufolge soll es um finanzielle Angelegenheiten des Notenbankers gehen. Deutschland wäre damit das vierte europäische Land, das von Beirut Informationen über dessen Finanzen anfordert.

Salameh reagierte nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme. Ein Sprecher des Bundesjustizministeriums in Berlin lehnte eine Stellungnahme ab, während die deutsche Botschaft in Beirut wiederum an das Justizministerium in Berlin verwies.

Ermittlungen in mehreren Ländern Europas

Libanesischen Justizkreisen zufolge wollen französische und luxemburgische Behörden ebenfalls Informationen über Bankkonten und Vermögenswerte von Salameh haben, der fast drei Jahrzehnte lang an der Spitze der Zentralbank steht. Dieser hat wiederholt jegliches Fehlverhalten abgestritten. Die Schweizer Generalstaatsanwaltschaft teilte im vergangenen Jahr mit, sie habe den Libanon im Rahmen einer Untersuchung wegen "schwerer Geldwäsche" und möglicher Veruntreuung von mehr als 300 Millionen Dollar unter Salameh bei der Zentralbank um Rechtshilfe gebeten. Auch die libanesischen Justizbehörden haben mittlerweile eine Untersuchung gegen Salameh eingeleitet.

Auf die Bitte um eine Stellungnahme zu der Anfrage aus Luxemburg in der vergangenen Woche sagte Salameh, es handle sich um ein "normales Verfahren" und nicht um einen "Rechtsstreit". "Wenn sie eine Klage eingereicht hätten, bräuchten sie keine Hilfe bei den Ermittlungen", sagte er Reuters.

Salamehs Rolle in der Zentralbank wird seit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes im Jahr 2019 genau unter die Lupe genommen. Im Libanon genießt er nach wie vor großen politischen Rückhalt. Ministerpräsident Najib Mikati sagte im Dezember, Salameh solle vorerst im Amt bleiben. "Man wechselt seine Offiziere nicht während eines Krieges", sagte Mikati mit Blick auf die Finanzkrise. (APA, 8.2.2022)