Vielleicht wiederholt sich Geschichte doch. Als Angela Merkel 2006 als neue deutsche Kanzlerin ihren Antrittsbesuch bei George W. Bush machte, empfing er sie äußerst freundlich, obwohl die bilateralen Beziehungen wegen Gerhard Schröders Nein zum Irakkrieg angespannt waren.

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz hat US-Präsident Joe Biden seine Aufwartung gemacht.
Foto: imago images/ZUMA Wire

Jetzt hat Olaf Scholz US-Präsident Joe Biden in auch nicht ganz spannungsfreien Zeiten seine Aufwartung gemacht. Und auch Biden wählte schöne Worte und lobte Deutschland als "total, vollkommen, absolut" vertrauenswürdig. Man kann dies als Vorschuss verbuchen, denn in der Causa prima – was passiert, wenn Russland in die Ukraine einmarschiert – wollte Scholz das "N-Wort", wie die "Süddeutsche Zeitung" nun spottet, partout nicht in den Mund nehmen.

Während Biden klar aussprach, dass dies das Aus für die Gaspipeline Nord Stream 2 bedeuten würde, scheute Scholz erneut klare Worte. Nord Stream 2 ist für ihn offensichtlich, in Anlehnung an Harry Potter und Lord Voldemort, die Pipeline, deren Name nicht genannt werden darf.

Es ist ein Eiertanz, der mittlerweile groteske Züge angenommen hat. Aber vielleicht verfolgt Scholz auch einen Plan, der so gefinkelt ist, dass er sich anderen nicht erschließt. Und er wird irgendwann einmal als "Friedenskanzler" gefeiert.

In den USA ist Scholz damit durchgekommen. Spannender wird es nächste Woche, wenn er zu Wladimir Putin nach Moskau reist. Vielleicht wird er dort ja deutlicher. (Birgit Baumann, 8.2.2022)