Die steigende Gewalt an Frauen, so sagte Justizministerin Alma Zadić beim Einstieg in ihren Part der Pressekonferenz, mache betroffen und auch wütend. Es mache sie wütend, dass es 2021 nicht verhindert werden konnte, dass 26 Frauen getötet wurden, und dass das auch heuer schon in drei Fällen nicht gelungen sei. Und: Es brauche Veränderung.
Starke Worte, die die grüne Ministerin wählte. Das gilt auch für die ÖVP-Statements: Frauenministerin Susanne Raab sprach von "brutalen Morden", die nur "die Spitze des Eisbergs" seien, Innenminister Gerhard Karner brachte es mit dem Sager "Mörder bleibt Mörder" auf den Punkt.
Umso verwunderlicher ist es, dass die Regierung eine derart wichtige Pressekonferenz selbst stört. Noch während die drei darüber sprachen, wie sie dafür sorgen wollen, dass weniger Frauen ermordet werden, trudelte aus dem Büro des Kanzleramts eine E-Mail mit neuerlichen Lockerungsschritten in die Postfächer der Journalistinnen und Journalisten.
Nichts gegen transparente und rasche Information, doch damit war es vorbei mit der Aufmerksamkeit der Medienhäuser. Das zeigt vor allem zweierlei: Die unter Türkis perfektionierte Kommunikationsstrategie bröckelt. Und, was noch viel wichtiger ist: Der Schutz von Frauen hat noch immer nicht den Stellenwert, den er eigentlich haben sollte – auch wenn die Regierung, wie Zadić es formulierte, "an vielen kleinen Schrauben dreht", um ihn künftig zu verbessern. (Gabriele Scherndl, 8.2.2022)