Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat sich nun persönlich zum Missbrauchsskandal in Erzbistum München und Freising geäußert. "Tiefes Mitgefühl" tut er kund. Und: "Ich bedaure jeden einzelnen Fall."

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. schafft es nicht, persönlich Verantwortung zu übernehmen.
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Das klingt doch gut – möchte man zunächst meinen. Doch bei der Lektüre des gesamten Schreibens tun sich dann ein paar Abgründe auf. So beginnt Benedikt seine Stellungnahme aus dem Vatikan mit einer Klage: und zwar nicht ob des himmelschreienden Unrechts, das von Priestern Missbrauchten widerfahren ist. Vielmehr ist der Papst zuallererst bedrückt, dass man ihn wegen falscher Angaben gegenüber den Verfassern des Missbrauchsgutachtens als "Lügner" darstellte.

Doch es ist nicht nur diese empathielose Reihung, die viele frustriert zurücklässt. Benedikt beschreibt seinen Schmerz "über die Vergehen und Fehler, die in meinen Amtszeiten und an den betreffenden Orten geschehen sind". Aber er schafft es nicht, persönlich die Verantwortung zu übernehmen.

Bald werde er "vor dem endgültigen Richter" stehen, heißt es dann noch. Mag vielleicht sein, aber das reicht Katholikinnen und Katholiken und erst recht denen, die von Priestern geschunden worden sind, nicht. Missbrauch ist keine Angelegenheit, über die nur der Herrgott richtet. Es gibt in Bayern Gott sei Dank weltliche Gerichte und hoffentlich einen Erzbischof von München und Freising – Reinhard Marx –, die ausgleichen, was Joseph Ratzinger nicht schafft. (Birgit Baumann, 9.2.2022)