Wo es jetzt aus Hochöfen raucht, soll bereits Ende des Jahrzehnts auch in Elektroöfen Green Steel hergestellt werden.

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Wien – Mit starken Neunmonatszahlen im Rücken macht sich die Voestalpine an die Dekarbonisierung der Stahlproduktion in Linz und Donawitz. Noch heuer würden die Gelände für die Baustellen freigemacht, dann soll die Freigabe der auf eine Milliarde Euro taxierten Investition in Elektroöfen im Aufsichtsrat erfolgen, kündigte Konzernchef Herbert Eibensteiner am Mittwoch bei Vorlage der Neunmonatsergebnisse am Mittwoch an.

Ziel ist, wie berichtet, dreißig Prozent CO2-Einsparung bis 2030. Bis 2027 soll nun der erste Schritt erfolgen. Das bedeutet: 2,5 Millionen Tonnen grünen Stahl mit Elektroöfen herzustellen statt in klassischen mit Koks betriebenen Hochöfen. Die für den ersten Schritt notwendige elektrische Energie sollte vorhanden sein, sagt Eibensteiner. Für weitere Schritte brauche es den massiven Ausbau vor allem von Leitungskapazität, wobei die Energieversorger gefordert sind.

Besser als vor der Krise

Das Geschäft des Linzer Stahl und Verarbeitungskonzerns läuft besser als vor der Corona-Krise. In den ersten neun Monaten des bis 31. März laufenden Geschäftsjahres 2021/22 gab es dank robuster Nachfrage einen Gewinnsprung. Der Umsatz stieg gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres um rund 37 Prozent auf 10,9 Milliarden Euro. Das Ergebnis nach Steuern drehte mit 698 Millionen Euro tief in die Gewinnzone (nach 159 Millionen Euro Verlust im Vorjahreszeitraum). "Voestalpine steht heute besser da als vor der Pandemie", sagte Eibensteiner in einer Telefonkonferenz. Dabei sei das Umfeld mit hochschießenden Covid-19-Infektionen, Versorgungsengpässen in den Lieferketten, volatilen Rohstoffkosten und Energiepreisen unwirtlich. Die Energiekosten seien "geradezu explodiert".

Sofern es zu keinen wirtschaftlichen Verwerfungen komme, rechnet das Management für das Gesamtjahr mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) "am oberen Ende der kommunizierten Bandbreite", das sind bis zu 2,2 Milliarden Euro. In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres verdoppelte sich das Ebitda auf 1,55 Milliarden Euro. Vor Zinsen und Steuern blieb ein Gewinn (Ebit) von 947 Millionen Euro,

Problemkind in Cartersville

Bei den Lieferkettenproblemen in der Automobilindustrie erwartet man eine Stabilisierung, allerdings werde es bis zum Normalbetrieb noch einige Zeit brauchen. Das gilt auch für das Automotive-Werk der Voestalpine im US-amerikanischen Cartersville, das sich als notorischer Problemfall entpuppte. Hier erwartet Eibensteiner frühestens bis Ende März 2023 Entspannung, die Ausschussquoten (produziert wird in Georgia für Premiumhersteller) seien noch zu hoch. Cartersville bewege sich in langsamen Schritten nach oben. Nun sei auch noch die hohe US-Inflation zu kompensieren..

Sammelklage

Die Sammelklage wegen Staubbelastung im Eisenpellets-Werk in Texas sei in Abarbeitung. Voestalpine war auf 88 Millionen Dollar geklagt worden. Mn habe zahjlreiche Mßnahmen gegen Staubemissionen gesetzt, sagte Eibensteiner, unter anderem einem massiven Windzaun errichtet, um die Verfrachtung von Staub hintanzuhalten.

Kurzarbeit gibt es nur noch an Autostandorten in Deutschland, die Nachfrage sei gut, aber volatil. Im Herbst hofft er die Talsohle durchschritten zu haben. Stabil laufen Bahn- und Luftfahrtsparte. (ung, 9.2.2022)