Die Panzer wurden im deutschen Vilseck verladen.

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In Rumänien sind die ersten Konvois der US-Armee mit Militärtechnik angekommen. Das teilte das rumänische Verteidigungsministerium am Donnerstag mit. Bilder des Ministeriums zeigten Radschützenpanzer vom Typ Stryker am rumänisch-ungarischen Grenzübergang Nădlac. Die Militärtechnik wurde angesichts der Spannungen im Ukraine-Konflikt verlegt. Rumänien ist ein Nachbarland der Ukraine.

Die Transporte sollen Freitagfrüh den US-Luftwaffenstützpunkt Mihail Kogălniceanu am Schwarzen Meer erreichen. Von dort aus würden die Geräte auf mehrere Militäreinheiten in Rumänien verteilt und bei Übungen eingesetzt, sagte Verteidigungsminister Vasile Dîncu.

Großbritannien: Russland plant "atomare strategische Übung"

Insgesamt erwartet Rumänien 1.000 US-Soldaten, die aus dem bayerischen Vilseck entsandt werden sollen. Davon sind die ersten 100 vor wenigen Tagen zur Vorbereitung eingetroffen. In Rumänien sind außerdem seit Jahren ständig 900 US-Soldaten stationiert, unter anderem an der US-Raketenabwehrbasis im südrumänischen Deveselu. Auch Frankreich hat die Entsendung von Soldaten nach Rumänien versprochen. Hierzu gebe es aber noch keine konkreten Pläne, sagte Verteidigungsminister Dîncu.

Russland plant unterdessen nach Angaben des britischen Verteidigungsministers Ben Wallace in Kürze eine "atomare strategische Übung". Details nannte er am Donnerstag nicht, ergänzte aber in der BBC unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse, dass Russland neben Cyberangriffen und anderen destabilisierenden Aktivitäten auch Täuschungsmanöver plane, um einen Vorwand für eine Invasion in der Ukraine zu schaffen.

Trotz "des Geredes" sei die Fahrtrichtung falsch, kritisierte Wallace in Hinblick auf die diplomatischen Bemühungen zur Beilegung des Konflikts. Sechs russische Kriegsschiffe sind Medienberichten zufolge unterdessen in der Nähe der Halbinsel Krim eingetroffen. Vorgesehen seien Militärübungen im Schwarzen Meer, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag.

Lawrow warnt vor Drohungen

Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnte den Westen vor Drohungen. "Ideologische Ansätze, Ultimaten, Drohungen führen zu nichts", sagte Lawrow am Donnerstag zu Beginn eines Treffens mit der britischen Außenministerin Liz Truss in Moskau. Viele seiner westlichen Kollegen hätten aber "eine Leidenschaft" für diese Form der Kommunikation.

Truss hatte vor ihrem Treffen mit Lawrow gesagt, sie wolle Russland dazu drängen, "den Weg der Diplomatie zu wählen". Ein russischer Einmarsch in der Ukraine hätte "massive Konsequenzen" für Moskau, warnte sie. "Grundsätzlich wäre ein Krieg in der Ukraine katastrophal für das russische und ukrainische Volk und für die europäische Sicherheit", sagte sie. Die Nato habe deutlich gemacht, "dass jeder Einfall in die Ukraine massive Folgen haben und hohe Kosten nach sich ziehen würde".

Vor einem Treffen ranghoher Vertreter aus Frankreich, Deutschland, der Ukraine und Russland in Berlin äußert der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian die Hoffnung auf ein Signal Russlands zur Bereitschaft, diese diplomatischen Gespräche aufrechtzuerhalten. Das wäre ein positives Signal, sagt er dem Radiosender France Inter. Die allgemeine Lage sei äußerst besorgniserregend.

Nachdem Angaben zufolge der russische Außenminister Sergej Lawrow EU-Mitgliedsstaaten einzeln angeschrieben hatte, reagierte die EU mit einem gemeinsamen Brief im Namen der Außenminister aller 27 Mitgliedsstaaten. Lawrows Vorgehen wertete man als Versuch, die Staatengemeinschaft zu spalten. Mit dem Brief wollte man Einigkeit symbolisieren, Angaben zum Inhalt des Briefs gab es keine.

Ukraine kündigt Reaktion auf russisches Manöver an

Die Ukraine bereitet nach Regierungsangaben eine Reaktion auf russische Marineübungen im Schwarzen Meer vor. Das kündigt Außenminister Dmitro Kuleba während eines Treffens mit seinem polnischen Kollegen Zbigniew Rau in Kiew an. Dieser wiederum mahnte, alle Seiten müssten den Willen zeigen, die Krise beizulegen.

Polen führt derzeit den Vorsitz in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Regierungschef Mateusz Morawiecki hat vor Versuchen Russlands gewarnt, die Nato-Partner zu entzweien. "Putins politisches Ziel ist es, die Nato auseinanderzureißen, daher müssen wir unbedingt zeigen, wie geeint wir sind."

Unterdessen will das Nato-Mitgliedsland Dänemark mit den USA über eine mögliche Verteidigungszusammenarbeit verhandeln. Die Regierung zeigte sich dabei ausdrücklich offen für US-Soldaten auf dänischem Boden.

Russland ist für Belarus nach einer Wahl voller Betrugsvorwürfe der wichtigste Verbündete.
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Ungeachtet aller Entwicklungen begann in Belarus ein großangelegtes Militärmanöver mit Russland. Das teilten die Verteidigungsministerien beider Länder am Donnerstag mit. Als Reaktion darauf will das ukrainische Militär am Donnerstag mit einem eigenen zehntägigen Manöver beginnen.

USA kritisieren "eskalierende Aktion"

Die russische Übung im Süden von Belarus, nahe der Ukraine, und im Westen an der EU-Außengrenze soll zehn Tage dauern. Auf fünf Truppenübungsplätzen soll etwa "die Unterdrückung und Abwehr äußerer Aggression" trainiert werden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

Die Ukraine wiederum will unter anderem den Umgang mit Drohnen sowie mit Raketen und Panzerabwehrwaffen, die von ausländischen Partnern geliefert wurden, proben, teilte Verteidigungsminister Olexij Resnikow vor wenigen Tagen mit. Wie viele Soldaten beteiligt sind, ist nicht bekannt. Die aktive Phase der russischen Militärübungen ist bis zum 20. Februar angesetzt.

Die US-Regierung kritisierte diese Übungen nördlich der Ukraine am Mittwoch als "eskalierende Aktion". Die Ukraine und der Westen sehen einen Zusammenhang mit dem massiven russischen Truppenaufmarsch an der Ostgrenze der Ukraine. Sie befürchten, dass Russland eine Invasion vorbereitet. Russland wiederum fordert Sicherheitsgarantien, etwa die Zusage, dass die Ukraine nicht der Nato beitritt.

Russland spricht von reinem Übungscharakter

Die Militärführungen in Belarus und Russland hatten immer wieder betont, die Truppenverlegung habe reinen Übungscharakter, sei für niemanden eine Bedrohung und stehe im Einklang mit internationalem Recht. Laut dem Kreml sollen die russischen Soldaten nach der Übung wieder an ihre Standorten zurückkehren.

Russland hat in den vergangenen Wochen schweres Militärgerät nach Belarus verlegt – darunter Luftabwehrsysteme vom Typ S-400. Zudem wurden laut russischen Angaben Kampfflugzeuge des Typs Suchoi Su-25SM über 7.000 Kilometer aus der Region Primorje am Japanischen Meer auf Militärflugplätze im Gebiet von Brest nahe der polnischen Grenze gebracht. Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Video, das viele Panzer zeigte, mit Tannenzweigen zur Tarnung. Zu sehen und hören war, wie scharf geschossen wurde.

Belarus und Russland haben Transparenz während des Manövers zugesagt. Nach belarussischen Angaben sind mehr als 150 Journalisten akkreditiert worden. Es seien drei Pressetouren geplant. (APA, 10.2.2022)