"Double Chair": Aus zwei kaputten Gegenständen wird ein neuer.

Foto: Pablo Chiereghin

Wien – Es hat etwas Befriedigendes, Pablo Chiereghin bei seinen gewalttätigen Inszenierungen zuzusehen: Mit einem schwarzen Kapuzenpulli maskiert, zerschlägt und zerdeppert er alltägliche Gegenstände. Meist sind es gebrauchte Möbelstücke, die er gekauft oder gefunden hat. Der italienische Künstler, der in Wien lebt und arbeitet, schlägt Bilderrahmen gegen Raumkanten, lässt Kommoden explodieren oder zerhackt Sitzhocker. Nach seinen Attacken verlässt er fluchtartig den Tatort.

Die Aktionen werden in Videos festgehalten und waren Ende 2020 im Tresor des Kunstforums Wien zu sehen, allerdings pandemiebedingt nur wenige Wochen lang. Die von Lisa Ortner-Kreil kuratierte und im Rahmen der Vienna Art Week entstandene multimediale Ausstellung erlebt nun einen zweiten Frühling.

Im Stadtraum der Sammlung Friedrichshof in der Wiener Schleifmühlgasse konnte der Kurator Marcello Farabegoli wenigstens eine Auswahl der sich zwischen Performance, Skulptur und Konzeptkunst bewegenden Arbeiten versammeln. Die Videos werden stets mit Objekten kombiniert gezeigt.

Im Ausstellungsraum liegen auch die Überreste eines Holztischs, den Chiereghin auf den Boden krachen ließ und mit einem Baseballschläger zerkleinert hat. Am Ende der Schau wird auch daraus etwas Neues entstehen.
Foto: Pablo Chiereghin / Stadtraum Sammlung Friedrichshof & Estate Otto Muehl Riot Design / Stadtraum / Pablo Chiereghin

Konsumkritische Überreste

Der Titel Riot Design verweist da auf einen wichtigen Aspekt in Chiereghins Praxis: Er zerstört die Gegenstände nicht nur, sondern er setzt sie dann wieder zu neuen Objekten zusammen. Der Prozess des Wiederaufbaus ist fixer Bestandteil.

Mit Baustoffen wie Montageschaum und Rigips erschafft er eigene Möbelstücke und Designobjekte – und verändert so nicht nur den Wert der vorher wertlosen Materialien, sondern auch deren Funktion und Ästhetik. Der Künstler, dessen Installation Mir fehlt das Meer 2021 an öffentlichen Orten wie der Wiener Karlskirche zu sehen war, interpretiert dies als konsumkritisch, von Demonstrationen inspiriert und benennt sie mit "Riot-Ästhetik".

Im Ausstellungsraum liegen auch die Überreste eines Holztischs, den Chiereghin auf den Boden krachen ließ und mit einem Baseballschläger zerkleinert hat. Bevor die Schau endet, wird er diesen auch wieder neu zusammensetzen. So wie er auch das Schild der Institution kaputtschlug und mit pinken Gummi neu zusammenfügte. (Katharina Rustler, 11.2.2022)

Viktor Schaider