Das Hormon PEA sorgt für die erste Verliebtheit.

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Man hat schweißnasse Hände, das Herz pocht total schnell, man wird rot, und dann ist da noch dieses angenehme Kribbeln im Bauch. Wenn wir verliebt sind, spielt unser Körper verrückt. Ein Cocktail an verschiedenen Hormonen lässt uns in dieser Phase von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt alle Gefühle durchmachen. Nun könnte man annehmen, dass vor allem das Glückshormon Serotonin beim Verliebtsein freigesetzt wird. "Erstaunlicherweise ist es so, dass das Serotonin in der ersten Verliebtheitsphase sogar weniger als sonst im Körper nachzuweisen ist, ähnlich wie es bei Menschen mit Depressionen zu beobachten ist", erklärt Allgemeinmediziner Ronny Tekal.

Für die Schmetterlinge im Bauch muss also ein anderes Hormon zuständig sein. "Vor einigen Jahren wurde das sogenannte PEA, Phenylethylamin, entdeckt. Dieses Hormon dürfte den akuten Verliebtheitszustand hervorrufen. PEA ist ein biogenes Amin, das vor allem in Gehirn und Darm zu finden ist. Aber PEA ist nicht allein für den rauschartigen Zustand der Verliebtheit verantwortlich. "Aller Wahrscheinlichkeit nach trägt ein ganzer Cocktail an Hormonen dazu bei," erklärt Tekal.

Mut zum Erröten

Ein weiteres Anzeichen, dass man jemanden gut findet, ist, wenn man in Gegenwart dieser Person rot wird. Auch wenn man es selbst als furchtbar peinlich empfindet, sind das gute Nachrichten: "Wir Menschen sind soziale Wesen, und wenn wir erröten, ist das immer ein Zeichen dafür, dass etwas in einem vorgeht. Es könnte ja beispielsweise auch ein Missgeschick passiert sein, bei dem man Hilfe benötigt. Mein Gegenüber registriert das Erröten ganz automatisch und reagiert darauf. Studien haben sogar gezeigt, dass rot werden als sehr sympathisch wahrgenommen wird", weiß der Experte.

Es kommt auch nicht von ungefähr, dass das erste Date gern in einem guten Restaurant stattfindet, denn Liebe geht bekanntlich auch durch den Magen. "Essen löst positive Gefühle aus. Gutes Essen lässt die Belohnungshormone Dopamin und Endorphine ausschütten," erzählt Tekal. Aber er gibt zu bedenken: "Das funktioniert nur in Gesellschaft. Liebe geht leider nicht durch den Magen, wenn man abends allein den Kühlschrank plündert."

Zu viel des Guten

Manchmal kann dieser Hormoncocktail auch zu viel werden. In der akuten Verliebtheitsphase gelingt es manchen Menschen nur noch schwer, den Alltag zu bewältigen. Das passiert vor allem, wenn die Liebe unerwidert bleibt. Dann kann es leicht sein, dass sich die Gedanken fast nur noch um den anderen Menschen drehen. Der Allgemeinmediziner rät: "Wenn es mir nicht mehr guttut, wenn es mir kaum gelingt, ganz normale Dinge zu tun, dann kann man im ersten Schritt Entspannungsübungen ausprobieren, um wieder zur Ruhe zu kommen. Wenn das nicht hilft, sollte man auf jeden Fall in Betracht ziehen, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen."

Unerfüllte Liebe kann sich aber nicht nur auf die Psyche negativ auswirken, manchmal kann sie tatsächlich auch körperlich krankmachen. "In sehr seltenen Fällen hat man das Broken-Heart-Syndrom festgestellt. Dabei kann eine unerfüllte Liebe zum plötzlichen Funktionsverlust des Herzens führen, die Symptome ähneln denen eines Herzinfarktes," weiß Tekal.

Feuer wieder entfachen

Bei wem die erste Phase der Verliebtheit gutgegangen ist, auf den kommt nach ein bis zwei Jahren die nächste Herausforderung zu. Das Hormon PEA wird nach dieser Zeit wieder weniger, dann gilt es, aktiv an der Partnerschaft zu arbeiten. Der Allgemeinmediziner erklärt: "Die Beziehung frisch zu halten ist eine große Kunst. Aber mit ein paar Tricks kann man zumindest die Hormone auf Trab halten. Mein Lieblingshormon ist das Oxytocin, auch Liebes- oder Treuehormon genannt. Es wird ganz stark durch Berührung, Kuscheln und Streicheln gebildet." Wer seinen Partner wieder öfter berührt und auch küsst, kann den Oxytocin-Spiegel ganz einfach ankurbeln.

Aber auch die Ernährung spielt eine große Rolle für unsere (Liebes-)Hormone. Für eine erfolgreiche Partnerschaft brauchen wir neben dem Oxytocin auch das Glückshormon Serotonin. Denn wer selber nicht glücklich ist, wird es kaum schaffen, eine glückliche Partnerschaft zu führen. Der Experte empfiehlt: "Um Serotonin bilden zu können, brauchen wir die Aminosäure Tryptophan. Die finden wir unter anderem in Schokolade, Bananen oder auch Nüssen. Wer dazu noch einen langen Spaziergang an der frischen Luft, am besten bei Sonnenschein, macht, füllt zusätzlich seine Serotonin-Speicher auf." Fazit: Also heute unbedingt noch einen langen Spaziergang zu zweit einplanen, danach ein Bananensplit genießen – dann klappt's auf jeden Fall mit den Hormonen. (Jasmin Altrock, 14.2.2022)