Helen Mirren ist nicht nur Schauspielerin, sondern auch Model (hier bei der Pariser Fashion Week).

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Die versuchte Kasteiung der Kunst hat eine neue kleine Episode zu bieten. In deren Mittelpunkt steht Helen Mirren. Die verdiente Schauspielerin hat es gewagt, Golda Meir zu spielen, obwohl sie keine Jüdin ist. Es mehrten sich empörte Stimmen: Das sei ein Skandal. Das ist in der Tat ein Skandal, aber nicht ein solcher, wie er vermutet wird.

Wieso sollte Helen Mirren, eine großartige Frau, nicht eine andere großartige Frau darstellen dürfen? Ist Rassenreinheit plötzlich ein Besetzungskriterium, und wenn, in welch kranker Dystopie sind wir denn im Jahr 2022 gelandet? Was kommt danach? Weltweit nur dänische Schauspieler für Hamlet? Nazis nur noch mit Deutschen und Österreichern besetzen! Aber bitte nur nichtjüdische Schauspieler. Die jüdischen dürfen dafür in alle Ewigkeit Jesus darstellen. Nur die Männer natürlich. Und die Frauen spielen eben Golda Meir.

Chewbakka in Menschenbesetzung

Kleiner Nachtrag: Selbstverständlich darf Jesus nur von jüdischen Männern gespielt werden, die sich für Gottes Sohn halten. Das wäre im Endeffekt die Konsequenz solcher Entwicklungen. Und es stellt die gesamte Branche vor neue Herausforderungen: Ist Chewbakka in Menschenbesetzung akzeptabel? Diese widerliche feindliche Übernahme der Hobbits durch Artfremde hätte auch dringend verhindert werden müssen. Nein. Diese mutwillige Begrenzung ist eine Perversion dessen, was Schauspielerei bedeutet, die ja mit Gründen nicht Selbstdarstellung heißt. (Julya Rabinowich, 13.2.2022)