Der Kabarettist und Schauspieler Josef Hader feiert 60. Geburtstag.

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Man könnte fast meinen, er hat in diesem Land eine Art Messiasfunktion. Nicht aber in Form einer heilbringenden Lichtgestalt, sondern als jener Mensch, der alles Miesepetrige und Sündhafte auf sich lädt, um uns davon zu erlösen. Denn wenn es jemand schafft, Mieselsucht, Grant und zynischen Weltverdruss in gute, sarkastische Laune zu verwandeln, dann ist es er: Josef Hader.

Österreichs vielleicht prägendster lebender Kabarettist, der Helmut Qualtinger und Gerhard Polt zu seinen Vorbildern zählt, feiert heute, Montag, seinen 60. Geburtstag. Neben dem deutschen (1993) erhielt er dieses Jahr endlich auch den (später gegründeten) österreichischen Kabarettpreis: eine Formsache, denn über Haders Dienst an der heimischen Humortradition herrscht seit einem Vierteljahrhundert Einigkeit.

Geboren wurde Josef Hader 1962 im oberösterreichischen Waldhausen. Aufgewachsen ist er am elterlichen Bauernhof in Nöchling (Niederösterreich). Er maturierte am Stiftsgymnasium Melk, wo ihn einerseits reformpädagogische Linkskatholiken Theater und humanistische Bildung lehrten, wo er aber auch ein kritisches Verhältnis zur Kirche entwickelte. Das Germanistik- und Geschichtestudium in Wien brach Hader erfolgreich ab.

Rekord im Kabarettfach

1982 schrieb er sein erstes Kabarett Fort geschritten, mit dem er durch Wirtshäuser tingelte und auf der Kärntner Straße auftrat. Dort entdeckte ihn Nadja Niedermair, die ihn auf ihrer Kleinkunstbühne förderte. Mit Biagn oder Brechn (1988) ging Hader vom Nummernkabarett zu in sich geschlossenen Stücken über. Von da an explodierte die Karriere: Privat (1994) sahen über 500.000 Menschen, bis heute Rekord im heimischen Kabarettfach.

Daneben reüssierte Hader immer mehr im Film: Legendär ist etwa Indien (1993, mit Alfred Dorfer). Die Rolle des Brenner in den Wolf-Haas-Krimiverfilmungen gelang ihm derart, dass man nicht mehr weiß, was zuerst da war: Wolf Haas’ Figur oder Haders Verkörperung.

Im sehenswerten Vor der Morgenröte (2016) wurde Hader als Stefan Zweig internationale Anerkennung im ernsten Fach zuteil. Und die Tragikomödie Wilde Maus (2017), von und mit ihm sowie mit Pia Hierzegger, die nicht nur Film-, sondern auch echte Lebenspartnerin ist, setzte den Erfolg nahtlos fort. Zuletzt kehrte Josef Hader mit Hader on Ice nach zehn Jahren zum Kabarett zurück. Den Ungustl, den er da spielt, vermag man im echten Josef Hader nicht zu erkennen. Sein mildes Lächeln zeugt vielmehr von ehrlicher Herzenswärme. (Stefan Weiss, 14.2.2022)