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Die 15-jährige Russin Kamila Walijewa war Ende Dezember gedopt, durfte nach Einspruch aber zu Olympia und holte Team-Gold.

Foto: AP / Natacha Pisarenko

Wären die Olympischen Winterspiele in Peking je lustig gewesen, so hätte sich spätestens jetzt der Spaß aufgehört. Der Dopingfall Kamila Walijewa legt gleich mehrere Problemfelder des olympischen Sports offen. So steht Russland, dem staatlich gesteuertes Doping und dessen Vertuschung nachgewiesen wurden, ohnedies schon unter besonderer Beobachtung. Und dann kommt heraus, dass eine 15-jährige Eiskunstläuferin im Dezember in ihrer Heimat positiv getestet worden war – und dennoch nach zu später Übermittlung des Testergebnisses die Erlaubnis erhielt, um in Peking auch solo starten zu können.

Eiertanz

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) legt in der Frage, wie mit Russland umzugehen ist, einen Eiertanz hin. Dass Walijewa ab Dienstag am Einzelbewerb teilnehmen darf, war freilich flott entschieden. Nachvollziehbare Begründung des Sportgerichtshofs CAS: das Stockholmer Dopinglabor habe das Ergebnis des positiven Tests zu spät mitgeteilt, zumindest dafür könne Russland nichts. Das Urteil bringt mit sich, dass sich die Causa bis weit nach den Olympischen Spielen hinziehen wird, dass man noch lange nicht von endgültigen Resultaten reden wird können. Weder im Teambewerb, in dem Walijewa zum russischen Sieg beitrug, noch im Einzelbewerb, in dem sie Mitfavoritin ist. Gut möglich, dass etwa das zweitplatzierte US-Team vor Gericht zieht, um Russland den Titel streitig zu machen.

Dass all das auf dem Rücken eines Kindes ausgetragen wird, scheint völlig nebensächlich. Dabei wäre eine Diskussion darüber, was an Belastung, an Medikamenten und auch an Erfolg der Sport jungen Menschen zumuten kann und soll, längst überfällig. Doch darum schert sich das IOC keinen Deut. Ganz im Gegenteil, erst vor kurzem wurde in Tokio eine 13-jährige Skateboard-Olympiasiegerin bejubelt. (Fritz Neumann, 13.2.2022)

Anmerkung: nach dem vorläufigen CAS-Urteil aktualisiert