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Dauerzustand: Die Rams-Defensive zu Besuch bei Joe Burrow.

Foto: Reuters/Kirby Lee-USA TODAY Sports

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Der entscheidende Spielzug: Aaron Donald reißt Burrow zu Boden, der muss den Ball wegwerfen.

Foto: AP Photo/Matt Rourke

Los Angeles – Die Los Angeles Rams haben Super Bowl LVI gegen die Cincinnati Bengals gewonnen. Mit dem 23:20 wurde der erst 2016 zurück nach L.A. übersiedelte Franchise zum zweiten Team, das im eigenen Stadion das Endspiel gewonnen hat. Quarterback Matthew Stafford krönte damit seine Karriere, er entschied das Spiel 1:25 Minuten vor Schluss mit einem Touchdown-Pass auf Cooper Kupp. Dieser wurde mit 92 Receiving Yards und zwei Touchdowns zum wertvollsten Spieler (MVP) gewählt.

Spielentscheidend war auch der Pass Rush um Aaron Donald und Von Miller, der Bengals-Quarterback Joe Burrow permanent unter Druck setzte. Mit 36 Jahren und 20 Tagen wurde Sean McVay zum jüngsten Head Coach, der einen Super Bowl gewann.

OBJ scort und fällt aus

Die ersten zwei Drives endeten punktelos, ehe Odell Beckham Jr. die ersten Punkte für die Rams anschrieb. Der Wide Receiver entwischte seinem Bewacher, Matthew Stafford lieferte den idealen Pass – 7:0. Den Bengals gelang erst im dritten Drive ein First Down, dann aber umso eindrucksvoller: Ja'Marr Chase schnupfte Edel-Cornerback Jalen Ramsey, trotz seines 46-Yard-Catch gab es nur ein Field Goal. Die Rams machten es besser, diesmal hieß der Touchdown-Empfänger Cooper Kupp. Den Extrapunkt vergeigten sie.

Der Running Back wirft, der Receiver fängt, beide jubeln.
Foto: EPA/ETIENNE LAURENT

Erstmals fanden die Bengals eine gute Antwort. Zwölf Plays über sieben Minuten Spielzeit endeten mit einem herrlichen Trickspielzug, Running Back Joe Mixon warf einen Touchdown auf Tee Higgins – nur mehr 13:10. Das Passspiel der Rams schien aber weiter nicht zu bremsen, Stafford hatte elf von zwölf Pässen an den Mann gebracht. Bis Beckham Jr. zu Boden ging. Der Star-Receiver ließ einen einfachen Pass fallen und griff sich sofort ans Knie. Ohne "OBJ" stotterte die Offense, ein Verzweiflungspass von Stafford landete in der Endzone bei Jessie Bates III. – also beim Falschen.

Die Show

Zur Halbzeit platzte eine Zeitkapsel, die Halftime-Show beamte das SoFi-Stadium zurück zur Jahrtausendwende. Dr. Dre, Snoop Dogg, Mary J. Blige, der aus der Zukunft herbeigeeilte Kendrick Lamar (spannende Choreo!) und Eminem durften ein bis drei ihrer bekanntesten Tracks performen, Überraschungsgast 50 Cent garnierte seinen Kopfüberauftritt mit "In Da Club". Was man lernte: Dr. Dre ist 56 Jahre alt, seiner Haut hat das noch keiner gesagt. Den lautesten Applaus kassierte Eminem mit "Lose Yourself", zudem kniete der Rapper als Geste gegen institutionellen Rassismus nieder – gegen den Widerstand der NFL, wie US-Medien zu entnehmen ist. Bengals-Kicker Evan McPherson verzichtete auf die Pausenbesprechung und gab sich die Show, der Mann ist 22 Jahre alt, für ihn fällt das unter Weiterbildung.

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Junggeblieben: Dr. Dre (links) und Snoop Dogg.
Foto: Ronald Martinez/Getty Images/AFP

Drittes Viertel, erster Spielzug: Joe Burrow schickt Higgins links auf die Reise, der reißt seinen Bewacher Ramsey am Gesichtsgitter zu Boden und entfleucht unberührt in die Endzone. Das Foul bleibt unentdeckt, die Bengals führen dank des 75-Yard-Touchdowns. Im nächsten Play kommt es noch dicker für die Rams: Ersatz-Receiver Ben Skowronek flutscht ein Ball durch die Hände, Chidobe Awuzie erbt das Spielgerät. Trotz des kurzen Feldes erreichte der Außenseiter nur ein Field Goal. Die Rams kamen im Gegenzug ins Laufen, schrieben aber auch nur drei Punkte an: 16:20.

Defense

Wie im Vorfeld anzunehmen war, tat sich Cincinnatis Offensive Line schwer mit dem gefürchteten Pass Rush der Rams. Brachte Burrow den Ball nicht sofort an, war er ein Gejagter. Doch auch die Quarterback-Jäger der Bengals machten Betrieb, D.J. Reader rollte bei einem Sack in Staffords Knöchel. Andere würden monatelang auf Krücken gehen, der Rams-Quarterback machte weiter. Das Duell der als Offensiv-Gurus bekannten Head Coaches wurde zur Punt-Fiesta, siebenmal in Serie schoss man sich den Ball zu. Die fette Ausbeute dieser Phase: zwei First Downs. Insgesamt.

Anfang des Schlussviertels bekamen auch die Bengals-Fans ihren Schreckmoment. Burrow wurde mal wieder von Donald überfahren, griff sich ans Knie und schrie vor Schmerzen. Es war schon der siebente Sack der Rams. Ein Unterschied zwischen den Teams: Die Bengals hatten so etwas wie ein Laufspiel, die Rams marschierten beharrlich in eine schwarz-orange Menschenwand.

Wins

Fünf Minuten vor Schluss bekam Stafford den Ball beim Stand von 16:20 zurück, sein erster First Down war mehr als ein Viertel her. Doch jetzt ein Touchdown, und all das wäre wurscht. Der Drive stand schnell an der Kippe, Kupp erarbeitete bei 4th & 1 das nötige Yard. Spät kam die Offense wieder ins Laufen und stand zwei Minuten vor Schluss vor der Endzone. Stafford überwarf den skandalös freien Van Jefferson in ebendieser, eine fragwürdige Strafe gegen den mit acht Solo-Tackles herausragenden Bengals-Linebacker Logan Wilson bescherte den Rams ein frisches 1st & Goal.

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Der entscheidende Moment: Cooper Kupp fängt seinen zweiten Touchdown.
Foto: Reuters/Mike Segar

Nach der nächsten Flag standen die Rams ein Yard vor der Endzone. Vier Plays für die Ewigkeit. Nummer eins: Stafford läuft für null Yards. Nummer zwei: gefühlvoller Pass auf Kupp, der Mann würde auch eine Katze aus dem siebenten Stock fangen. 23:20 Rams.

Championships

Burrow blieben 85 Sekunden. Die Feldmitte war flott erreicht, dann stockte das Werkl. Beim entscheidenden vierten Versuch überging Donald seinen Gegenspieler wie einen Hydranten, wurde bei Burrow vorstellig und zwang den zum verzweifelten Wegwerfen. Passender hätte das Spiel nicht enden können. (Martin Schauhuber, 14.2.2022)

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50 Cent, Aushilfsfledermaus.
Foto: REUTERS/Mike Segar