Immer voll und nie verlassen / Verkehrsberuhigt, ist’s zum Erblassen. Das Auto, begehrtes Objekt der Begierde, des Österreichers liebstes Spielzeug, dürfte doch eigentlich in der Hymne nicht fehlen. Schon das geniale Kabarettduo Bronner/Qualtinger wusste ein Lied von der heimischen Motorisierung zu singen. Die Zeile "I hob zwoar ka ohnung wo i hinfoahr, aber dafür bin i gschwinder duat" scheint bis heute ein beliebtes Motto zu sein. Abseits der austriakischen Schmalspurvariante des "Angry Young Man" als "Wüda" à la Marlon Brando gibt es noch ein breites Spektrum motorisierter Mobilität. Historiker Mattias Marschik und Journalist Edgar Schütz haben unter dem Titel Automobiles Österreich allerlei interessantes und skurriles Bildmaterial aus der Geschichte der Mobilität gesammelt und zwischen Buchdeckel gepresst. Das Ergebnis ist nicht mehr und nicht weniger als ein Spiegelbild der österreichischen Seele.

Matthias Marschik, Edgar Schütz, "Automobiles Österreich. 100 Jahre in Bildern". € 39,– / 180 Seiten. Edition Winkler-Hermaden, Schleinbach 2021

Staatstragend beginnend mit Dokumenten von Kaiser Franz Josephs ungeliebtem Auto, dem Unglückscabrio des darin ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand, begegnet man Schuschnigg im Steyr-Baby, Hitler im offenen Mercedes am Ring, Franz Olah im Chevrolet, den Vier im Jeep, Kreisky beim Spatenstich in der BMW-Fabrik, Wolfgang Schüssel und Jörg Haider im Porsche. Inszenierungen des Alltags sind selbstverständlich so vertreten wie automobile Auftritte in Kunst und Kultur, von Kottan bis Conrads, von Hörbigers zu Hundertwassers Kennzeichen. "Helden" werden ins Bild gerückt wie Normalos. Wie Straßen auf dem Land und in der Stadt früher ausgesehen haben: Wahnsinn. Ein amüsantes Potpourri, ein buntes Bouquet an Memorabilia. (Gregor Auenhammer, 25.2.2022)