Kursanbieter locken mit Programmen wie "Coding in a Day". Gelingt es in nur wenigen Stunden, in die Welt des Programmierens einzusteigen?

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Kurzausbildungen liegen bei der beruflichen Weiterbildung im Trend. Das gilt auch für den Einstieg in den IT- und Programmierbereich. Für Interessierte gibt es im Netz zahlreiche kostenfreie Möglichkeiten. Auf der Plattform "Freecodecamp.org" gibt es beispielsweise kurze Videos und Aufgaben zum Lernen. Meist kostenlose Kurse für die unterschiedlichen Programmiersprachen und das Aufsetzen von Websites können auch auf der Website "Codecademy" abgerufen werden.

Aber auch immer mehr Kursanbieter in Österreich nehmen kurze Wochenendseminare in ihr Portfolio auf. So werden die Basics in Javascript oder in HTML/CSS an der Code Factory Vienna oder von Smartninja an einem Wochenende vermittelt. Programmieren für Einsteiger inklusive der Grundlagen der Softwareentwicklung gibt es auch am Enterprise Training Center innerhalb von zwei Tagen. "Coding in a Day" lautet der Einstiegskurs des BFI Wien, der sich an alle richtet, die in diesen Bereich reinschnuppern möchten. Grundsätzlich sei kein Vorwissen nötig. "Interesse für die Funktionsweise von Software und Computern ist generell kein Nachteil. Und einen Webbrowser sollte man schon bedienen können", sagt BFI-Pressesprecher Jan Weinrich.

Lust auf mehr

Klarerweise dürfe man nicht erwarten, nach einem Tag Schulung komplexeste Applikationen programmieren zu können und eine Programmiersprache bis ins letzte Detail zu erlernen, ergänzt er. Was an einem Tag aber sehr wohl vermittelt werden könne, seien die Grundbausteine und Prinzipien der Programmierung, also die Logik hinter einer Programmiersprache und die unterschiedlichen Phasen eines Softwareprojekts. "In erster Linie soll dieses Seminar aber Lust auf mehr machen", ergänzt Weinrich. Bei der Vielfalt an Programmiersprachen sei es für Einsteiger nicht leicht, die "richtige" zu finden.

Und noch einen anderen Zweck können diese kurzen Workshops erfüllen: das grundsätzliche Verständnis für die Arbeitsweise von Programmierern. "Oft wird bekrittelt, dass Programmierer und Auftraggeber unterschiedliche Sprachen sprechen. Das Seminar versucht hier Licht in das 'Buzzword-Bingo' zu bringen", sagt Weinrich. Ein wichtiger Aspekt des Workshops sei es daher auch, Fachtermini für Nichtprogrammierer verständlich zu machen. "Was meinen Programmierer, wenn sie von Scrum, IDE, UX oder Full Stack sprechen", nennt er als Beispiel. Dieses Wissen würde dann im Arbeitsalltag helfen, den Arbeitsaufwand hinter Softwareprojekten von Auftraggeberseite besser abschätzen zu können.

Unterschiedliche Level

Abhängig von den Vorkenntnissen und Interessen der Teilnehmenden bietet das Seminar einen Einblick in die Programmiersprache Javascript sowie einen Überblick über die Projektmethoden Scrum und Kanban und die unterschiedlichen Berufsbilder in der Softwareentwicklung und liefert die wichtigsten Wissensquellen, um nach dem Tag tiefer in die Materie einzusteigen.

Kurze und kompakte Bildungsangebote gibt es aber auch bei vertiefenden Programmierausbildungen. Das Web Development Bootcamp von Upleveled beispielsweise dauert Vollzeit drei Monate. Fünf Monate – berufsbegleitend oder Vollzeit – dauert die Ausbildung zum Junior Coder der Linzer Codersbay. (Gudrun Ostermann, 18.2.2022)