Auch der deutsche Kanzler Olaf Scholz möchte im Frühling wieder locker mit Freunden zusammensitzen.

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"Die Zahl der Sars-CoV-2-Infektionen ist bisher kontinuierlich angestiegen, eine Plateaubildung und ein nachfolgender Abfall für die Omikron-(BA.1-)Welle ist aber in den kommenden Wochen zu erwarten" – mit diesen Worten meldete sich in Deutschland nun der von der Bundesregierung eingesetzte Corona-Expertenrat zu Wort.

Und er gab der Politik auch eine Empfehlung: "Ein Zurückfahren staatlicher Infektionsschutzmaßnahmen erscheint sinnvoll, sobald ein stabiler Abfall der Hospitalisierung und Intensivneuaufnahmen und -belegung zu verzeichnen ist."

Inzidenz sinkt

Derzeit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland mit seinen rund 83 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern bei 1.459,8. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist sie den zweiten Tag in Folge gesunken.

Todesfälle wurden 42 verzeichnet, vor einer Woche sind es noch 49 gewesen. Covid-Patienten belegen in Deutschland derzeit zehn Prozent der verfügbaren Intensivbetten, 18 Prozent der Intensivbetten sind frei.

Am Mittwoch, nach seiner Rückkehr aus Moskau, wird Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wieder mit den Regierungschefs der 16 Bundesländer beraten, wann genau welche Maßnahmen schrittweise zurückgefahren werden.

Kontrollierte Schritte

Mehrere Medien berichten, dass in dem Beschlusspapier, an dem jetzt schon gefeilt wird, ein konkretes Datum für ein Ende aller tiefgreifenden Maßnahmen genannt wird: der 20. März. Das wäre dann der deutsche "Freedom Day".

"Der Bundeskanzler und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder stimmen darin überein, dass die derzeit geltenden Infektionsschutzmaßnahmen nunmehr verantwortungsbewusst und in kontrollierten Schritten zurückgefahren werden sollen", heißt es in dem Papier, das aus dem Kanzleramt an die Länder geschickt wurde.

Und weiter: "Bis zum kalendarischen Frühjahrsbeginn am 20. März 2022 sollen die weitreichenden Einschränkungen des gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens schrittweise zurückgenommen werden."

Leichterer Zugang zu Gastronomie

Zunächst sollen die Regeln für Feiern im privaten Rahmen gelockert werden. Derzeit gilt dort eine Obergrenze von zehn Personen, sie könnte auf 20 steigen.

Ab 4. März soll in der Gastronomie wieder 3G gelten: Dann dürfen Geimpfte, Genesene und Getestete in Lokale. Derzeit ist dort ein 2G-plus-Nachweis nötig: In Deutschland bedeutet das drei Impfungen oder ein aktueller Test für Genesene oder zweimal Geimpfte. Discos und Clubs sollen ab 4. März unter 2G-plus-Voraussetzungen öffnen.

Nur FFP2-Maske in Geschäften

Zu erwarten ist auch das baldige Aus für 2G im Einzelhandel, hier wird allerdings noch kein konkretes Datum genannt. Einige Bundesländer, darunter Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Brandenburg, sind bereits vorgeprescht, dort reicht eine FFP2-Maske.

Wenn am 20. März das Ende aller Schutzmaßnahmen erfolgt, dann soll dies auch für die Homeoffice-Pflicht gelten. Arbeitgeber können aber dennoch "weiterhin im Einvernehmen mit den Beschäftigten die Arbeit im Homeoffice anbieten", heißt es in der Vorlage.

Regierung bleibt wachsam

Dort steht aber auch: "Sollte sich das Infektionsgeschehen nach dem 20. März 2022 deutlich verschlechtern und weitergehende Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Virus nötig sein, wird die Bundesregierung zügig die nötigen Gesetzgebungsverfahren einleiten, um die dazu notwendigen Rechtsgrundlagen zu schaffen."

Schon am Wochenende hatte Finanzminister Christian Lindner erklärt, nach der Beratung der Länderchefs mit Kanzler Scholz müsse es einen "spürbaren Unterschied in unserem Alltag" geben. Lindner: "Klar ist, dass man zu forsch beim Öffnen sein kann. Diese Gefahr ist aber inzwischen äußerst überschaubar." Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der früher eine harte Linie verfolgte, gehört nun zu den "Lockerern". (Birgit Baumann aus Berlin, 14.2.2022)