Die Preise für Rohkaffee sind seit vergangenem Sommer um rund 50 Prozent gestiegen.

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Wien – Ob der Wiener Kaffeehauskultur ist der Kaffeekonsum in Österreich traditionell fest verankert – rund 2,6 Tassen Kaffee werden pro Kopf und Tag konsumiert. Für Kaffeeliebhaber wird das nun ein teurer Genuss. Denn: Die vergangenen Monate haben dem Hauptexporteur Brasilien stark zugesetzt. Die schlimmste Dürreperiode seit 90 Jahren und einer der stärksten Frosteinbrüche seit Jahrzehnten drosselten die Exportmengen.

50 Prozent teurer

Das veranlasste nun den Marktführer Tchibo, eine Erhöhung der Verkaufspreise anzukündigen. Kommen soll die Anhebung Mitte März. Damit schlagen sich die erhöhten Rohstoffkosten bald auf die Konsumenten durch – bislang bekamen das nur die Bauern und Unternehmen zu spüren. Wie rapide die Rohstoffpreise in den vergangenen Monaten stiegen, zeigen die Daten der International Coffee Organization. Lag der durchschnittliche Preis pro Pfund im Dezember 2020 noch bei 115 US-Cent, so ist er mittlerweile bei über 200 US-Cent angelangt.

Erik Hofstädter, Geschäftsführer Tchibo Österreich, sprach kürzlich gar von einem Anstieg von rund 50 Prozent seit letztem Sommer. Die Folge ist die nunmehr zweite Preiserhöhung innerhalb von neun Monaten, nachdem Tchibo zuvor vier Jahren ohne ausgekommen ist.

Für den Endkonsumenten bedeutet dies: rund 0,50 bis 1,30 Euro Mehrkosten pro Pfund Kaffee; abhängig von der jeweiligen Sorte und dem Herkunftsland. Besonders stark würden sich die Kosten bei hochwertigem Mahlkaffee bemerkbar machen, prognostiziert Jan Lühmann von JL Coffee Consulting. Kaffeekapseln und die Tasse Kaffee im Restaurant seien hingegen weniger stark betroffen. Selbiges gelte für billigere Sorten wie Robusta.

Falsche Erwartungen und Inflationsschutz

Die Ursachen für den merklichen Anstieg des Kaffeepreises sind komplex. Lühmann hat insbesondere drei Treiber ausfindig gemacht. Für den Kaffeeexperten von JL Coffee Consulting unterliegen die Preisentwicklungen einem makroökonomischen Grundrauschen. Die steigende Inflation der Rohstoffe treibe Investoren in die Kaffeebranche, wo sie sich vor der Inflation zu schützen versuchten. Hinzu kämen Engpässe aufgrund von Logistikproblemen in Europa – wodurch die Kaffeeinventare stark begrenzt wären.

Einen großen Einfluss hätten zudem die Erwartungen für das Erntejahr 2021. Denn: es sei eine gute Ernte für den weltweit größten Kaffeeproduzenten Brasilien erwartet worden. Wie aktuelle Besichtigungen der Plantagen jedoch zeigen, wirkten sich der Frost im Sommer und die Dürre im Herbst verheerend auf die Kaffeebäume aus.

Günstige Prognosen

Die Prognosen für das Erntejahr 2022 sind erneut durchaus positiv. Experten rechnen zwar mit weiteren Preiserhöhungen – bis zum Jahresende könnten diese jedoch wieder spürbar nachgeben. Auch die brasilianische Prognosebehörde Conab stellt Medienberichten zufolge für heuer eine bessere Ernte in Aussicht – und damit auch eine Reduzierung der Rohstoffpreise.

Wann die Preise wieder sinken, ist derzeit schwer vorherzusagen. Der Röstkaffee-Marktführer Tchibo kündigte jedenfalls an, die Preise wieder zu reduzieren, sobald dies durch niedrigere Rohstoffpreise möglich ist. Lühmann betont zudem: "Kaffee war schon immer ein Luxusgenussmittel. Die Preise dafür sind ohnehin sehr niedrig." Sorge vor einer Rückkehr von Kaffee zu einem teuren Luxusgut braucht man sich ihm zufolge auf keinen Fall machen (Nicolas Dworak, 15.2.2022)