Die nicht ganz ehrenwerte, jedoch ganz und gar herrschaftswürdige Queen Charlotte aus "Bridgerton", gespielt von Golda Rosheuvel.

Foto: LIAM DANIEL/NETFLIX

Zur Fortsetzung von "Sex and the City" gab es vorweg jede Menge berechtigte Zweifel, vor allem die beiden Filme bereiteten Anlass zur Sorge. Halbwegs emanzipierte Naturen konnten damit das Fürchten lernen und ließen nur die eine Hoffnung zu, nämlich dass sich das Carrie-Bradshaw-Drama mit diesem Fiasko endgültig erledigt haben sollte. Dann kam noch die Hiobsbotschaft vom Fehlen von Samantha "Frauen sind für Freundschaft da, Männer zum Vögeln" Jones. Niemand kann sie ersetzen, die Katastrophe war vorprogrammiert.

Umso erfreulicher war das, was kam. Nach der letzten Folge von "And Just Like That" hat die auf sich zurückgeworfene Truppe nämlich einen Achtungserfolg erzielt. Carrie, Miranda und Charlotte sind nicht untergegangen. Im Gegenteil.

Es hat ja schon gut begonnen. Nämlich mit dem (Achtung: Spoiler!) Hinunterfallen des maximal anstrengenden Mr. Big vom Hometrainer. Bravo, so macht man das – und ich spreche ausdrücklich nicht davon, unliebsame Figuren loszuwerden, indem man ihnen dramaturgisch absurde Abgänge beschert. Dieser hier war stimmig, erstens Herzinfarkt, bedingt durch das Alter, zweitens die danach folgende Trauer der Bradshaw.

Carrie, die den Abschluss sucht und sich schwer dabei tut – das war teils witzig, teils sentimental und traurig, aber niemals, nein, wirklich niemals peinlich. Und auch die anderen haben sich tapfer gehalten. Miranda, die ihr Leben hasste und sich in die toughe Shae verliebt. Charlotte, die als Mutter der einen Tochter Identitäten stiftet und der anderen beim erstmaligen Tamponeinführen hilft (und dabei kurzzeitig die Nerven verliert). Sie sind mit der Zeit gegangen, der Cast ist divers, alle sind sie wieder todschick, wir waren in New Yorker Cafés und Bars, und – am allerwichtigsten – es war nie langweilig. Deshalb: Und einfach so will ich mehr von "And Just Like That".

Apropos mehr: die besten Serien im März, ein Haufen "Mehr".

Pieces of Her: Für gewöhnlich haben Teenager Geheimnisse vor ihren Eltern. Hier ist es genau umgekehrt: Tochter Andy gehen die Augen über, als sie sieht, wie ihre Mutter Laura mit einem Amokläufer kurzen Prozess macht, und zwar so, dass er nicht mehr aufsteht. Mama, so kenne ich dich ja gar nicht! Weil Andy das Ganze komisch vorkommt, forscht sie nach und entdeckt Ungeheuerliches. Serienadaption des gleichnamigen Thriller-Romans von Karin Slaughter. Toni Colette, die Grundgute aus "United States of Tara" und "Unbelievable", ist dabei. Gekauft. 4.3., Netflix

Netflix

Star Trek: Picard 2: Was hat man in den Mann nicht für Hoffnungen gesteckt! Konnte er sie erfüllen? Zum Teil. Es war vor allem das Wiedersehen mit dem unendlichen Weltall, das mein Herz erwärmte. Die Titelmelodie, beamen, Hologramme, die Art zu reden ("Sie sind Sternenflotte!"), Energie und der kluge Charakterkopf mit den klaren, freundlichen Augen. Mir hat das schon gereicht. Staffel zwei heiße ich herzlich willkommen. Was passiert? Picard und seine Crew befinden sich zu Beginn der zweiten Staffel in einer geänderten Zeitlinie im Jahr 2024. Whoopi Goldberg tritt als Guinan wieder auf den Plan ("Ich brauche dringend einen Tee"), ebenso wie John de Lancie als Q, und der Captain hat Heimweh. Eine dritte Staffel ist bestätigt. 4.3., Amazon Prime Video

Amazon Prime Video Deutschland

Mord mit Aussicht: Mord, Tod und ewige Ödnis in Hengasch mit Sophie Haas, Bärchen, Muschi, Bärbel, Zielonka, Frau Ziegler und dem Rest dieser uncoolen Gang, das war einmal sehr, sehr lustig. Mit Betonung auf Vergangenheit. Dass die ARD glaubt, das Ganze wiederholen zu können, ohne Stammcast – Petra Kleinert und Michael Hanemann sind vom Original noch dabei –, beweist nur eines: dass es eben nicht jeder kann. Alle Folgen vorab gesehen, diese Fortsetzung braucht leider niemand. 8.3. ARD

How I Met Your Father Die nächste Wiederbelebung. Aus "HIMYM" wird "HIMYF", und diese Serie ist von Fans wie Fernsehsendern gleichermaßen sehnsüchtig erwartet worden. Erstere freuen sich auf ein Sitcom-Erlebnis wie früher, Zweitere brauchen das Beziehungsdingsbums wie einen Bissen Brot, schließlich kann man nicht bis ans Ende aller Tage "The Big Bang Theory" im Vorabendprogramm spielen. Die Serie folgt der Hauptfigur Sophie (Hilary Duff) und ihren Freunden in Manhattan. Als Rahmenhandlung erzählt die gereifte Sophie (Kim Cattrall) im Jahr 2050 ihrem unsichtbaren Sohn die Ereignisse, die auf das Treffen mit seinem Vater im Jänner 2022 folgten, und wie sie ihn schließlich bekamen. Im Februar wurde die Serie bereits für eine zweite Staffel verlängert. Programmmanager diverser TV-Sender atmen auf, einschließlich jener des öffentlich-rechtlichen in Österreich. 9.3., auf ABC in den USA , ab 8.6. auf Disney+

The Last Days of Ptolemey Grey: Wie geht es Ihnen mit dem ständigen Vergessen? Sorry, wenn Sie zu jenen gehören, die nie vergessen und sich alles merken. In diesem Fall ziehe ich die Frage natürlich sofort zurück. Wo war ich stehen geblieben? Ja, richtig, vergessen. Also, es ist so. Für den vergesslichen Mister Grey gibt es ab sofort eine neue Behandlung, die nachhaltige Besserung seiner Leiden verspricht. Fortan wird der gebrechliche Herr nicht nur nichts vergessen, sondern sich sogar an alles erinnern. Klingt super, für Ptolemey Grey ist es das zunächst auch, denn er hat einige Rechnungen mit Vergangenem offen. Doch nach dem Rausch der Erinnerung kommt der Kater, das lässt sich mit dem besten Gedächtnis nicht wegleugnen. Samuel Jackson spielt die Pein nach dem Roman von Walter Mosley durch, und nach "Severance" bahnt sich hier das nächste spannende Zukunftsprojekt von Apple an. 11.3., Apple TV+

Apple TV

The Rising: Schon fast Mitte des Monats, und noch immer keine verstörend-düstere Krimiserie? No-Go! "The Rising" erzählt die Geschichte einer toten Frau, die ihren Mörder sucht. Wie bitte? Ganz genau, und wem das bekannt vorkommt: Serienfreundinnen und -freunde kennen das Setting aus dem belgischen "Zimmer 108". Nach einer Party taucht die junge Neve Kelly aus einem See auf, was definitiv kein cooler Platz zum Abhängen ist. Ein wenig verstört macht sie sich auf den Heimweg, nicht ahnend, dass sie bereits vermisst wird und, wie sich herausstellt, Opfer eines Verbrechens geworden ist. Und weil jetzt eh schon alles wurscht ist, begibt sie sich auf die Suche nach dem Täter. Kann ja nichts mehr passieren. Glaubt sie. Clara Rugaard spielt die Verstorbene auf einer tiefenpsychologisch motivierten Suche nach sich selbst, Regie führen Ed Lilly und Thora Hilmarsdottir. 11.3., Sky

Sky TV

Funeral for a Dog: "Bestattung eines Hundes" erzählt die Geschichte des Journalisten Daniel Mandelkern (Albrecht Schuch), der für ein Interview mit dem gefeierten deutschen Schriftsteller Mark Svensson (Friedrich Mücke) nach Italien reist, wo dieser zurückgezogen mit der Fotografin Kiki Kaufmann (Ina Geraldine Guy) lebt. Aus dem geplanten Kurzaufenthalt wird zunächst nichts, Mandelkern verwickelt sich in eine Geschichte, die er aus Svenssons Romanen zu kennen glaubt – und die führt zunächst nach Kolumbien. Auf mehreren Ebenen spielt dieses spannende Serienprojekt nach Thomas Pletzinger aus den Händen von David Dietl ("König von Deutschland") und Barbara Albert ("Nordrand", "Licht"). "Funeral for a Dog" ist Alberts erste Serienarbeit, dazu mehr in Kürze. 17.3., Sky

Sky Deutschland

We Crashed: Dergleichen hat man schon oft gehört: "We Work ist nicht einfach nur eine Firma. Es ist eine Bewegung." Inhaltsloses Blabla, glaubt eh kein Mensch. Aber genau das wollen nun einmal viele hören. Und wo wurde das Start-up We Work im Jahr 2010 als die Zukunft unseres Arbeitslebens gepriesen? Co-Working-Spaces sahen Arbeit und Privatleben miteinander vereinbar, so sehr, dass man am liebsten gar nicht mehr nach Hause gehen wollen sollte. So war der Plan, und anfangs lief es gut für We Work. Innerhalb kurzer Zeit hatte das Unternehmen Standorte auf fast allen Kontinenten der Erde und war 47 Milliarden Dollar wert. Dann kam der Absturz, Ende 2019 war We Work fast bankrott, und sein charismatischer CEO und Gründer Adam Newman trat zurück. Was dazwischen passierte, erzählt "We Crashed" mit Jared Leto und Anne Hathaway. 18.3., Apple TV+

Apple TV

Euphoria 2: Kritische Stimmen mehren sich, wonach die zweite Staffel die hochgesteckten Erwartungen nicht einlösen kann. Serienerfinder Sam Levinson soll zudem ein gewisses Faible für Nacktszenen hegen, das beim Dreh für Diskussionen gesorgt haben soll. Barbie Ferreira, die in der Serie Kat Hernandez spielt, soll während eines Streits mit dem Regisseur das Set verlassen haben. Ferreira war bei der Premiere der zweiten Staffel nicht anwesend, was die Spekulationen nur noch weiter anheizte. Das ist schade, denn damit stirbt die letzte Hoffnung auf eine Serie über Jugendliche, die ausnahmsweise nicht durch Erwartungen und Interpretationen von Erwachsenen aufgeladen wirkt. 23.3., Sky

Pachinko: Adaption des gleichnamigen Romans ("Ein einfaches Leben") von Min Jin Lee. Es geht um die 80-jährige Geschichte einer koreanischen Einwandererfamilie und spielt in Korea, Japan und den USA. 25.3., Apple TV+

Bridgerton: Das Beste kommt zum Schluss? Fast. Shonda Rhimes' Aufreger um die geilen Ladys und Gentlemen der Regency-Ära geht weiter, und wenn man dem unanständigen Hofgeplänkel eines nicht vorwerfen kann, dann ist es, für zu wenig Gesprächsstoff über Diversity und colour-blind Casting gesorgt zu haben. So gesehen walte Lady Whistledown ihres Amtes, die Spiele mögen ein weiteres Mal beginnen. Worum es geht? Egal, ich schau einfach zu. 25.3., Netflix

Netflix

Moon Knight: Juhu, endlich wieder Marvel! Oder? Oscar Isaac schlüpft in die Rolle von Mondritter Steve Grant, der gegen eigene und andere Dämonen kämpfen muss. Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen weiß ich: Marvel-Fans beben innerlich bereits vor lauter Vorfreude. 30.3., Disney+

Satte Auswahl somit, und das Beste: Draußen kommt der Frühling! Kommen Sie gut durch den Monat, Prie-View wünscht frohes Schauen! (prie, 1.3.2022)