"Hatten Sie in den letzten zwölf Monaten als Mann Sex mit einem Mann?" Diese Frage ist Teil des Fragebogens, den man ausfüllen muss, bevor man in Österreich Blut spendet. Und sie sorgt immer wieder für Ärger und Unverständnis – denn wer sie mit Ja beantwortet, ist für ein Jahr gesperrt und darf nicht Blut spenden; Transgender-Personen sind davon überhaupt ausgeschlossen.

Eine Frage des Risikos?

Das Rote Kreuz beruft sich dabei auf das erhöhte HIV-Risiko von Männern, die mit Männern Sex haben: Die Hälfte der Neuinfektionen falle in diese Gruppe, die nur drei bis fünf Prozent der Bevölkerung ausmache. In einem Kommentar der anderen hat sich Kurt Krickler als schwuler Mann vergangenes Jahr im STANDARD zu diesem Thema geäußert. Für ihn ist der Ausschluss einer bestimmten Gruppe in Hinblick auf Blutspenden nicht zwingend diskriminierend. Vor allem, wenn man die Tatsache beachtet, dass in Österreich Schwule oder Männer, die Sex mit Männern haben, die Hauptrisikogruppe für HIV darstellen und als solche die höchste Durchseuchungsrate aufweisen. Für Krickler geht es hier um rein statistische Wahrscheinlichkeiten und eine pragmatische und effiziente Vorgangsweise.

Männer, die Sex mit Männern haben, sind von der Blutspende ausgeschlossen.
Foto: imago images/photo2000

Andere erachten die Regelung hingegen sehr wohl als diskriminierend und pauschalisierend. Auch Politikerinnen und Politiker, unter ihnen LGBTIQ-Sprecher der SPÖ, Mario Lindner, äußern sich immer wieder zu dieser Thematik und fordern eine nichtdiskriminierende und zeitgemäße Änderung des Fragebogens. Denn das besagte Risiko gehe immer – auch bei heterosexuellen Menschen – mit dem individuellen Verhalten einher. Männer, die Sex mit Männern haben – unabhängig von der Anzahl der Partner –, werden aber per se zur Risikogruppe mit hohem Übertragungsrisiko von Infektionskrankheiten deklariert.

So argumentiert die STANDARD-Community

Pro Einschränkungen von "scandigypt"

"Ist ein heikles Thema, kann ich sehr gut nachvollziehen, und bei jedem anderen Thema wäre ich wohl auf der Seite derjenigen, welche die Diskriminierung Homosexueller kritisieren. Aber nicht hier, hier geht es ausschließlich darum, jedes Risiko beim Blutspenden zu minimieren, da darf man ausnahmsweise auch mal die Gefühle mancher ignorieren, da ein Fehler beim Blutspenden nun mal fatale Folgen haben kann. Wer erklärt das dann dem Geschädigten? Und wenn das mit den Studien stimmt und auch das Rote Kreuz diese Empfehlung ausgibt, ist die Sache eigentlich recht klar."

Kontra Einschränkungen von "Optimist+Pessimist=Realist"

"Sexualverhalten ist mehr aussagekräftig als sexuelle Orientierung. Wenn es in der homosexuellen Szene vermehrt zu Partnerwechsel und ungeschütztem Geschlechtsverkehr kommt, ist es klar, dass Geschlechtskrankheiten eher verbreitet sind. Daher sollte vor der Blutabnahme eher nach dem Sexualverhalten gefragt werden als nach der sexuellen Orientierung. Eine homosexuelle Person mit einem festen, ebenfalls treuen Partner, die Kondome verwendet, ist weniger gefährlich als eine Person, die wöchentlich ungeschützt die Geschlechtspartner wechselt."

Wie ist Ihre Position in dieser Debatte?

Befürworten Sie die Einschränkungen für homo- und bisexuelle Männer sowie Transpersonen beim Blutspenden oder empfinden Sie diese als diskriminierend? Welche Fragen sollte der Fragebogen Ihrer Meinung nach beinhalten, welche sollten geändert oder gestrichen werden? Tauschen Sie sich im Forum aus! (mawa, 16.2.2022)