600.000 Überstunden leisteten die Polizistinnen und Polizisten im vergangenen Jahr.

Foto: APA/FLORIAN WIESER

Wien – Auch im zweiten Pandemiejahr ist die Zahl der angezeigten Straftaten in Österreich zurückgegangen. 410.957 Delikte wurden 2021 bei der Polizei angezeigt, um 5,3 Prozent weniger als 2020 – und mit Abstand der geringste Wert der vergangenen zehn Jahre. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote leicht auf 55,3 Prozent. Wie in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist die Internetkriminalität, hieß es bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2021 am Dienstag.

"Historischer Tiefstand"

Insgesamt sind die gerichtlich strafbaren Handlungen auf "einem historischen Tiefstand angelangt", sagte der seit zwei Monaten amtierende Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Als Herausforderung bezeichnete er die Cyberkriminalität. Globalisierung, Internationalisierung und Digitalisierung "haben unsere Welt in den letzten beiden Jahrzehnten verändert", konstatierte Karner.

Im Vorjahr gab es 46.179 Cybercrime-Anzeigen. Das waren fast ein Drittel mehr als 2020 (35.915 Anzeigen). Der Großteil der Onlinekriminalität entfiel wieder auf Betrug. 22.440 Anzeigen wurden wegen Internetbetrugs erstattet, ein Fünftel mehr als 2020. Betrug habe sich in den virtuellen Raum verlagert, mit diesen Delikten sei den Betroffenen zum Teil erheblicher finanzieller Schaden zufügt worden, sagte Karner.

Corona-Demos als Herausforderung

Besonders gefordert wurde die Polizei bei Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. 2.100 Versammlungen wurden angezeigt, die Polizistinnen und Polizisten leisteten knapp 600.000 Einsatzstunden, berichtete Karner. Dabei wurden 25.000 Verwaltungsanzeigen erstattet und 550 nach dem Strafrecht. "200 Personen wurden nach der Strafprozessordnung festgenommen, 200 nach dem Verwaltungsstrafgesetz", sagte der Innenminister. Bei den Demonstrationen wurden etwa 60 Beamte verletzt. Gestiegen sind die Anzeigen nach dem Verbotsgesetz, 1.671 gab es im Vorjahr. Die Verharmlosung des Holocaust bei den Kundgebungen sei eine besondere Herausforderung. Es sei die "notwendige Aufgabe, dass wir gegen jedwede Form des Antisemitismus vorgehen", betonte der Minister.

Als weiteren Schwerpunkt nannte Karner den Kampf gegen die Schlepperkriminalität. 3.570 Anzeigen wegen Schlepperei wurden erstattet – eine Verdoppelung zum Vorjahr, sagte Karner. Etwa 400 Schlepper wurden festgenommen.

Weiter zurückgegangen ist auch die Eigentumskriminalität. Österreichweit wurden 108.613 Anzeigen erstattet, um 15 Prozent weniger als 2020. Fünf Jahre zuvor – 2016 – waren es mit 224.555 noch doppelt so viele.

Eine leichte Steigerung um 390 Anzeigen gab es bei der Gewaltkriminalität. Österreichweit wurden 67.441 Anzeigen erstattet. Deutlich gestiegen – um zehn Prozent – ist der Bereich Gewalt in der Privatsphäre. 20.213 derartige Fälle wurden im Vorjahr angezeigt, hoch war die Aufklärungsquote mit 99,8 Prozent. (APA, 15.2.2022)