Am 16. Oktober 2021 betrat die kommerzielle Raumfahrt völlig neue Wege: Zwar sind Touristenausflüge ins All mittlerweile keine Einzelfälle mehr, doch bisher fanden alle unter Aufsicht erfahrener Astronauten statt. Mit der Mission Inspiration 4 hat sich das geändert: Der US-Milliardär Jared Isaacman hatte beim Raumfahrtunternehmen Space X das Crew-Dragon-Raumschiff Resilience gechartert und war mit drei Mitreisenden für drei Tage ins All geflogen.

Während ihrer 90-Minuten-Runden um den Erdball in 580 Kilometern Höhe (und damit um fast 200 Kilometer weiter draußen als die ISS) drehten die Amateurraumfahrenden für den Streaming-Dienst "Netflix" eine Serie oder telefonierten mit Schauspieler Tom Cruise oder Space-X-Gründer Elon Musk. Isaacman hat seinen Reichtum einem Internetbezahlservice zu verdanken und gründete die nach einigen Angaben weltweit größte private Luftwaffe, die zahlenden militärischen und zivilen Kunden zur Verfügung steht.

Bei der Mission Polaris Dawn sei auch ein Weltraumspaziergang geplant, erklärte Isaacman.
Illustr.: Polaris Program

Die nächsten Ausflüge ins All

Wieviel sich der 39-Jährige seine erste Reise mit einem Raumschiff hat kosten lassen, wurde nicht verraten. Das Magazin "Time" gab den Preis für alle vier Tickets mit 200 Millionen US-Dollar an. Aber vielleicht gab es auch ein unwiderstehliches "Viererpack"-Angebot, denn Isaacman verkündete nun, er habe die Absicht, im Rahmen des Polaris-Programms gemeinsam mit Space X noch bis zu drei Mal ins All zu fliegen.

Bei der nächsten Mission mit dem Namen Polaris Dawn sei auch ein Weltraumspaziergang geplant – wiederum ein "First": Es wäre der erste Ausstiegt ins freie All bei einer privat organisierten Raumfahrtmission. Der Start ist noch für dieses Jahr geplant.

Hochfliegende Pläne

Und noch einen Rekord will Isaacman brechen: Bei dem Polaris-Dawn-Flug will er die höchste Umlaufbahn ansteuern, auf der Astronauten jemals die Erde umrundet haben. Die Besatzung steht bereits und soll neben Isaacman selbst einen früheren Air-Force-Offizier als Pilot und zwei Space-X-Mitarbeiterinnen umfassen. Neben dem Außenausflug stehen auf der fünftägigen Allreise auch einige Experimente auf dem Programm.

Die Polaris Dawn Crew (v. li.): Jared Isaacman (Milliardär), Anna Menon, Sarah Gillis (beide Space-X-Mitarbeiterinnen) und Scott "Kidd" Poteet (Manager einer privaten Luftwaffe).
Foto: Polaris Program/John Krau

Bei der letzten der drei Missionen soll die Crew mit der neuen Space-X-Rakete Starship starten. Wenn immer das auch sein wird, ab da dürfte es mit den Raumfahrtrekorden und Pionierleistungen richtig losgehen: Klappt alles nach den ehrgeizigen Plänen, soll es laut SpaceX der erste bemannte Flug der größten und leistungsstärksten Rakete werden, die jemals entwickelt wurde.

Space-X-Gründer Elon Musk will mit Starship langfristig Fracht und Menschen zum Mond und zum Mars bringen. Zuletzt hat er sich zuversichtlich gezeigt, dass die neue Space-X-Rakete für interplanetare Missionen noch dieses Jahr einen Flug absolviert. Die Nennung eines konkreten Datums vermied Musk aber. Er hob die Fortschritte bei der Entwicklung der Rakete hervor und deutete einen Start im US-Bundesstaat Florida nach Überwindung bürokratischer Hürden an.

Raketen als Reisevehikel zwischen den Kontinenten

Musk präsentierte den ersten Fortschrittsbericht über das Starship-Projekt seit 2019 vergangene Woche vor einer beeindruckenden Kulisse: Im Hintergrund war die Starship-Rakete zu sehen, die komplett zusammengebaut etwa 120 Meter hoch ist und damit höher als die Saturn-V-Raketen, die US-Astronauten zum Mond brachten.

Video: Elon Musks Spaceship Update 2022.
SpaceX

In der Pressekonferenz stellte Musk außerdem in Aussicht, dass Space X die Kosten eines Raketenstarts in den kommenden Jahren auf rund zehn Millionen Dollar (8,7 Millionen Euro) drücken könnte. Dies könne die Raumfahrt als kommerzielles Transportmittel zwischen weit entfernten Regionen der Erde interessant machen. Während ein Flug aus den USA nach Singapur 20 Stunden dauere, würde es in einer Rakete gerade einmal etwa 45 Minuten dauern, sagte Musk. (tberg, red, APA, 15.2.2022)