Ronnie Leitgeb (1959–2022).

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Starkes Gespann: Ronnie Leitgeb und Thomas Muster.

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Kitzbühel – Ronnie Leitgeb ist tot. Der ehemalige Manager und Trainer des Tennis-Weltranglistenersten von 1996, Thomas Muster, ist am Mittwoch in Kitzbühel gestorben. Er wurde 62 Jahre alt. Die Familie ließ in einem Statement wissen, dass Leitgeb "in den frühen Morgenstunden des 16. Februar völlig unerwartet zu Hause in Kitzbühel" verstorben sei. "Die Todesursache ist derzeit nicht bekannt. Seine Frau Bettina und Sohn Florian bitten darum, im familiären Kreis ungestört und in Ruhe trauern zu dürfen." Sobald es Informationen gebe, die von öffentlichem Interesse seien, werde man diese bekanntgeben.

"Mein Freund und Mentor hat heute für immer die Augen geschlossen. Mein Beileid gilt der Familie und den Angehörigen. Der Schock sitzt zu tief, um es in Worte zu fassen. Lieber Ronnie, mit Respekt und Demut bedanke ich mich, Teil deines Lebens gewesen zu sein und all diese großartigen Momente mit dir geteilt zu haben. Wir werden dich sehr vermissen. Rest in peace", sagte Thomas Muster.

Erfolgsgeschichte

Leitgeb arbeitete ab 1984 mit Muster und feierte mit dem Steirer große Erfolge wie den Titel bei den French Open 1995 und die Nummer-eins-Position in der Weltrangliste. Später managte er auch Schwimmstar Markus Rogan sowie die Tennisprofis Jürgen Melzer, Andrea Gaudenzi, Nikolaj Dawydenko und Tamira Paszek. Der Italiener Gaudenzi ist mittlerweile Boss der Spielerorganisation ATP.

Der Wiener Turnierdirektor Herwig Straka würdigte Leitgebs Verdienste: "Wenn jemand das Tennis geprägt hat, dann er. Mit dem Muster-Management, mit den ersten großen Daviscups – das waren Leistungen, an denen wir uns alle orientiert haben. Er hat gezeigt, was möglich ist. Er war definitiv auch für meine Karriere ganz wichtig. Wir waren teilweise Konkurrenten, aber immer voller Respekt."

Nicht immer friktionsfrei war die Beziehung zu einem anderen großen Namen im heimischen Tennis. "Man ist umso berührter, wenn es jemand im gleichen Alter ist und mit dem man, auch wenn es nicht immer im besten Einvernehmen war, doch viel Kontakt über einen langen Zeitraum hatte", sagte Coach Günter Bresnik. "Für das österreichische Tennis hat er in den letzten 30 Jahren mehr zusammengebracht als quasi alle anderen Leute, die sich als Manager oder Trainer aufgespielt haben. Die Bestätigung hat er leider nicht in dem Ausmaß gekriegt, wie er sie letztendlich verdient hätte", ergänzte Bresnik. "Er war wirklich körperlich gut beieinander und hat alles dafür gemacht."

ÖTV-Neo-Präsident Martin Ohneberg zeigte sich betroffen. "Mit Ronnie Leitgeb verliert Österreichs Tennis und auch der österreichische Tennisverband eine seiner schillerndsten und bedeutendsten Persönlichkeiten aus den vergangenen Jahrzehnten."

Geäußert hat sich auch die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: "Ronnie Leitgeb hat von Niederösterreich ausgehend in der ganzen Welt Erfolge gefeiert. Damit war er nicht nur ein herausragender Vertreter des österreichischen Tennissports, sondern auch ein Botschafter des Landes und vor allem des Sportlandes Niederösterreich." Leitgeb wurde am 13. Mai 1959 in Mödling geboren.

Der Aufschwung des Tennissports war in Österreich eng mit seinem Namen verbunden. Von 1994 bis 1997 war er ÖTV-Daviscup-Kapitän, von 2012 bis 2015 Präsident des Tennisverbands. Darüber hinaus organisierte er die Daviscup-Partie Österreich vs. USA 1990 im Praterstadion sowie die ATP-Turniere in St. Pölten und Pörtschach.

Highlights

Zu seinem 60. Geburtstag hatte Leitgeb im Mai 2019 über sein Leben gesprochen: "Ich habe eine große Dankbarkeit, dass ich dieses Leben haben durfte, weil ich mehr erreicht habe, als ich mir je erträumt hätte. Mit allen Höhen und Tiefen, die dazugehören, die so einen Weg prägen. Es gibt ein paar Highlights wie den Daviscup im Praterstadion, die Halle zu bauen gegen Deutschland am Schwarzlsee, aber auch die Geschichte, mit dem Niki Lauda gemeinsam den Daviscup am Wiener Hangar am Flughafen zu machen. Das sind Dinge, auf die ich auch stolz bin, und es ist auch eine Freude, dass ich immer noch darauf angesprochen werde."

Zuletzt war Leitgeb in seiner zweiten Heimat Marbella Organisator eines ATP-Turniers. Im vergangenen Jahr tauchte er beim neuen Challenger in Tulln auf, wo sein Sohn Turnierdirektor ist. Möglichst lange gesund und fit bleiben war Leitgebs Wunsch zum Sechziger. "Was mir am meisten im Alter abgehen würde, wäre, wenn ich nicht mehr Ski fahren könnte."

Leitgeb war ohne bekannte Vorerkrankungen, wie sein Arzt und Freund der Familie, Harald Hertz, bestätigte: "Er war zwei Tage vorher noch skitouren."

Ronald Leitgeb hinterlässt Ehefrau Bettina Steigenberger und Sohn Florian aus erster Ehe. (hac, APA, 16.2.2022)