Beim Padel ist Reaktionsschnelligkeit gefragt. DER STANDARD hat mit Österreichs Nummer eins Padel gespielt und ein paar Luftschläge geliefert.

Foto: STANDARD/Christian Fischer

Christoph Krenn ist die Nummer eins der österreichischen Padelrangliste. Im Tennis schaffte er es in die heimischen Top 40, im Racketlon war er Weltmeister und Nummer eins der Welt.

Es wird deutlich mehr volliert als beim Tennis, Padel ist rasanter.

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Gute Padel-Schläger sind ähnlich teuer wie gute Tennis-Rackets.

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Tiefer in die Knie gehen. Die hohe Ausholbewegung mit dem Schläger früher beginnen. Und das alles schneller. Viel schneller. Das schärft Christoph Krenn einem immer wieder ein. Schauplatz Padeldome Alterlaa im 23. Bezirk: Beim Padel ist Gedankenschnelligkeit gefragt, nach ein paar Luftschlägen bringe ich die Bälle, die von der Wand zurückspringen, unfallfrei übers Netz, trotz Reaktionszeit einer Schildkröte. Das macht richtig Spaß.

Padel ist eine Mischung aus Tennis und Squash, wird als Doppel gespielt und erlebt einen Boom in Österreich. Die größte Abweichung von den Tennisregeln ist die Wand, die ins Spiel einbezogen werden darf (siehe Wissen). "Der Einstieg ist leicht, es ist schneller zu erlernen als Tennis, und es kostet weniger, wenn du durch vier Leute teilst", sagt Krenn. Der 38-jährige Wiener ist gemeinsam mit seinem Doppelpartner David Alten die Nummer eins der heimischen Padelrangliste, im Tennis war er Top 40.

Großmacht Spanien

Begonnen hat alles in Österreich 2014, die erste Padelanlage mit drei Plätzen entstand im Prater neben dem Happel-Stadion. Seither hat sich viel getan, mittlerweile gibt es landesweit 84 Plätze an 33 Standorten. Die neueste Anlage ist der Padeldome in Alterlaa mit fünf Courts. In Wien gibt es bereits mehr als 5000 aktive Spielerinnen und Spieler, schätzt Krenn.

In Südamerika und Spanien hat Padel bereits Millionen in seinen Bann gezogen. Erfunden wurde das Spiel Ende der 60er-Jahre von einem Mexikaner namens Enrique Corcuera – und zwar notgedrungen. Corcuera wollte einen Tennisplatz bauen, hatte aber nicht genug Platz auf seinem Grundstück. Also ließ er einen kleineren Court errichten, mit Mauern als Begrenzung. Die Idee gelangte nach Spanien und Argentinien, wo es mittlerweile mehr aktive Padel- als Tennisspieler gibt. In Valencia, dessen Bevölkerung halb so groß ist wie jene Wiens, gibt es über tausend Plätze und mehr als hundert Klubs. In Spanien sponsert ein nationaler Bierhersteller eine Profitour, Kinder gehen schon im Volksschulalter in Padelakademien. Die Top 50 der Weltrangliste können von Padel leben.

Zwei Player

Eine aufstrebende, schnell wachsende Sportart sorgt nicht nur für Mitgliederzuwachs, sondern auch für Geschäftsinteressen. In Österreich teilen sich zwei große Anbieter den Markt auf. Christoph Krenn ist nicht nur aktiver Spieler, sondern auch Miteigentümer der Marke Padeldome, die im Raum Wien 30 Plätze betreibt, darunter die größte Anlage in Erdberg mit neun Courts. Zweiter großer Player am Markt ist die Padelzone, gegründet von dem Eventmanager Herwig Straka, Ex-Handballer Konrad Wilczynski und Dominik Beier.

Die Herangehensweise der beiden Unternehmen ist unterschiedlich. Bei Padeldome sind die Plätze offen, es gibt einen angeschlossenen Gastrobetrieb und offenes Bier. Die Plätze der Padelzone haben eine elektronische Zutrittssteuerung, automatisches Licht und Getränkeautomaten. Krenn sieht keinen Konkurrenzkampf, "weil alles, was für Padel investiert wird, gut ist. Wir sehen uns als Dienstleister, wollen eine Community aufbauen, ein gesellschaftlicher Treffpunkt sein."

Padelzone wurde im Vorjahr von einem deutsch-schwedischen Investor gekauft, der in Skandinavien bereits hunderte Padelcourts betreibt. "Wir wollen Padel für alle zugänglich machen, auch Spieler, die nicht im Verband oder in Vereinen aktiv sind. Langfristig wollen wir unser digitales Angebot mit Präsenz vor Ort erweitern", sagt Padelzone-Mitgründer Dominik Beier.

Advantage Padeldome

Einen Startvorteil hatte Padeldome. Durch Geschäftsführer Wolfgang Sadlo, Eigentümer des Fitnessstudio-Diskonters Fitinn und der mittlerweile nicht mehr existierenden Marke Club Danube, konnte sich Padeldome in bestehende Fitness- und Racketsport-Anlagen einmieten, was die Startfinanzierung deutlich erleichterte. Beier sieht in Padel eine Trendsportart, die sich langfristig etablieren wird. "Die Marke Head hat das, was ihr heuer an Einnahmen aus dem Wintersportgeschäft gefehlt hat, mit Padel und dem Verkauf von Schlägern und Bällen kompensiert."

Der Kabarettist Viktor Gernot padelt ebenso wie die Ex-Tennisstars Jürgen Melzer und Stefan Koubek. Auch Ex-ÖFB-Stürmer Marc Janko spielt fleißig, ist unter den Top 40 Österreichs. Im vergangenen Jahr gab es eine Wiener Meisterschaft mit 1500 Euro Preisgeld. "Es wird professioneller. Die Pandemie hat uns eingebremst", sagt Krenn.

Streit um die Zukunft

Im Juni gastiert erstmals die World Padel Tour (WPT) in Wien. Herwig Straka veranstaltet die Vienna Open in der Steffl-Arena in Kagran. Dort, wo normalerweise die Vienna Capitals Eishockey spielen, sollen 3000 Zuschauer Padel schauen kommen. Im Hintergrund tobt ein Richtungsstreit um den Padelsport. Neben der WPT gibt es mit dem Professional Padel Circuit (APT) eine weitere Profitour. Der internationale Padelverband will nun auch einen Wettbewerb starten und langfristig olympisch werden.

In Österreich bekommt Padel keine Sportförderung. Das liegt auch daran, dass es an einheitlicher Führung mangelt. Neben dem Österreichischen Padelverband (ÖPV) gibt es die Austrian Padel Union (APU), die sich als treibende Kraft im Padelsport sieht, Turniere organisiert und Know-how im Anlagenbau vermittelt. Ein Padelplatz mit qualitativ hochwertigem Boden, Zaun und Plexiglas kostet zwischen 50.000 und 60.000 Euro. "Der ÖPV hat die Lizenz beim internationalen Verband, stellt das Nationalteam, macht aber nichts für den Sport in Österreich", sagt Krenn.

Beier meint, es werde "eine Konsolidierung an der Spitze stattfinden". Padel werde weiter wachsen, "auch weil Spieler mit unterschiedlichem Fitnessniveau gemeinsam eine Gaudi haben können". (Florian Vetter, 17.2.2022)

WISSEN

Das Padel-Spielfeld:

Es ist mit 20 mal zehn Metern in etwa nur ein Drittel so groß wie ein Tennisplatz, das heißt, die Laufwege sind deutlich kürzer. Die Schläger, die eine Ähnlichkeit zu früheren Kanupaddeln haben, sind namensgebend.

Die größten Unterschiede zum Tennis:

Der Aufschlag wird von unten ausgeführt, die kürzeren Schläger sind aus Kunststoff, die Bälle weniger hart. Die Wand darf ins Spiel eingebunden werden, die Zählweise ist aber gleich wie beim Tennis.

Kosten:

Padelzone und Padeldome verlangen zwischen 16 und 23 Uhr 32 Euro pro Stunde, für die Randzeiten gibt es günstigere Mitgliedschaften.