Wladimir Putin war 2014 in Wien zu Späßen aufgelegt.

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In heiklen Phasen unserer europäischen Geschichte, wenn es, wie gegenwärtig, ungemütlich scheint, werden Karrieren geboren. Insofern, so die Meinung der Talkrunde bei Markus Lanz, habe Deutschland eigentlich erst am Dienstag einen Kanzler bekommen, also Olaf Scholz. Ihm wurde bescheinigt, neben Wladimir Putin Format bewiesen zu haben. Es sei bemerkenswert, wie sich Scholz auf offener Bühne zu einer Witzbemerkung über Putins nicht enden wollende Amtszeit hinreißen ließ. Er kann womöglich doch Kanzler! "Ich weiß jetzt nicht, wie lange der Präsident vorhat, im Amt zu sein, aber ich jedenfalls habe das Gefühl, das könnte länger dauern", hatte Scholz gesagt, jedoch ironisch beigefügt, es würde sicher "nicht ewig" dauern.

An sich ein unschuldiger Satz – in der aufgeheizten Stimmung aber ein Affront? Putin lief jedoch nicht zornig davon, er schien sogar kurz heiter. Vielleicht ein Hoffnungsschimmer für die Ukraine? Tausende Analytiker werden die Szene studieren, um zu entschlüsseln, was Putin denkt. Immer wenn dieser Russe lächelt, muss aber auch an den ehemaligen Wirtschaftskammerpräsidenten Christoph Leitl gedacht werden.

2014, Russland hatte die Krim einkassiert, war Wladimir in Wien. In der Begrüßungsrede erwähnte Leitl die eigene endlose Amtszeit, was Putin zu der Bemerkung veranlasste, dies sei "Diktatur", aber eine "gute Diktatur". Man zeigte das nun in der ZiB Nacht, Leitl war zu Gast. Er sah, wie alle lachten – er selbst, Heinz Fischer, damals Präsident, und Putin. Leider, das war die Erkenntnis der späten Stunde, scheint diese pragmatische Heiterkeit politisch nichts nachhaltig Positives bewirkt zu haben. (Ljubiša Tošić, 16.2.2022)