Die Sicherheitslücke ist seit Jahren bekannt. Dagegen getan wird bei den meisten Autoherstellern nichts, kritisiert der ADAC.

Foto: ADAC/Uwe Rattay

Sogenannte Keyless-Schließsysteme, die in vielen Autos integriert sind, versprechen eine komfortable Bedienung. Um das Fahrzeug zu öffnen, genügt es, den Schlüssel einfach bei sich zu tragen. Ein Tastendruck ist nicht mehr notwendig. Die meisten der Systeme verfügen allerdings über ein Sicherheitsproblem und können mit wenig Aufwand in Sekunden geknackt werden. Die Lücke ist seit Jahren bekannt, die Fahrzeughersteller scheint das allerdings kaum zu kümmern, kritisiert der deutsche Automobilklub ADAC.

Nur fünf Prozent der geprüften Autos sicher

Von 500 überprüften Autos waren nur fünf Prozent diebstahlsicher. Die überwiegende Mehrheit konnte mit einfachen Hilfsgeräten in Sekunden geknackt werden. Um die Autotür öffnen zu können, muss das Funksignal künstlich verstärkt werden. Möglich ist das etwa, wenn der Autobesitzer oder die Besitzerin in einem Restaurant in der Nähe sitzt. Schafft man es, den Verstärker in der Nähe des Schlüssels zu platzieren – etwa weil man dem Opfer einfach nachgeht –, kann das Signal um mehrere Hundert Meter verstärkt werden, warnt der ADAC.

Ein kleines Empfängergerät wird an die Autotür gehalten – und schon lässt sich diese öffnen und meist auch das Fahrzeug starten, erklärt der ADAC. Die beiden Geräte, mit denen sich Fahrzeuge klauen lassen, kann man sich selbst mit ein wenig technischem Know-how zusammenbauen. Die Kosten für die Bauteile sollen dem Automobilklub zufolge nur etwa 100 Euro betragen.

ADAC

ADAC kritisiert Fahrzeughersteller

Für Unverständnis sorgt beim ADAC vor allem der Umstand, dass es längst Technologien gibt, mit denen ein derartiger Diebstahl verhindert werden kann. Abhilfe schaffen im Normalfall verbaute Chips mit Ultra-Wide-Band-Technik (UWB), die bereits von manchen Herstellern eingesetzt werden. Mit deren Hilfe erkennt das Schließsystem bis auf wenige Meter genau, wie weit der Schlüssel vom Fahrzeug entfernt ist. Auf die künstliche Verlängerung des Funksignals reagiert das Auto dann nicht mehr – die Türen bleiben zu.

Eine andere, aber weniger sicherer Möglichkeit, sind Systeme mit Bewegungssensoren. Dabei wird die Funkverbindung nur aufgebaut, wenn man den Schlüssel direkt oder indirekt bewegt. Der Nachteil dieses Systems ist allerdings, dass die eingestellte Zeit zum Abschalten des Funksignals oft zu lang ist, was Dieben ein gewisses Zeitfenster zum Stehlen des Autos verschafft. So könnte man etwa dem Autobesitzer nach dem Aussteigen unauffällig folgen und so mit dem eigenen Gerät den Funk verstärken. (step, 16.2.2022)