Die Zahl der Afrikanischen Elefanten nimmt weiterhin rapide ab. Rund 400.000 Dickhäuter leben heute noch auf dem afrikanischen Kontinent, vor einem halben Jahrhundert waren es nach Angaben der Weltnaturschutzunion noch fast 1,5 Millionen. Der Waldelefant, die kleinere der beiden afrikanischen Arten, musste im Vorjahr auf die Liste der akut vom Aussterben bedrohten Arten gesetzt werden. Sein Bestand ist in den vergangenen drei Jahrzehnten um 86 Prozent eingebrochen.

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Eine Elefantenherde zieht durch den Amboseli-Nationalpark in Kenia. Die Dickhäuter sind seit Jahrzehnten gefährdet, doch allen Schutzbemühungen zum Trotz schwinden die Bestände weiter.

Foto: AP / Ben Curtis

Hauptverantwortlich für diese dramatische Entwicklung ist nach wie vor die Wilderei, die in den vergangenen Jahren sogar noch zugenommen hat. Obwohl der Handel mit Elfenbein seit 1989 verboten ist, blüht das Geschäft mit den Stoßzähnen, die steigende Nachfrage in Asien befeuert die illegale Jagd.

Container voller Elfenbein

Einem internationalen Forschungsteam ist es nun gelungen, mithilfe genetischer Forensik einen genaueren Blick auf die Machenschaften der Wilderer und Elfenbeinschmuggler zu werfen: DNA-Analysen tausender beschlagnahmter Stoßzähne enthüllten neue Details darüber, wo und wie die der Elfenbeinhandel organisiert ist – und könnten dabei helfen, besonders gefährdete Elefantenpopulationen besser zu schützen.

"Unsere Untersuchungen zeigen, dass eine Handvoll krimineller Netzwerke hinter einem Großteil des Schmuggels steht und dass die Verbindungen zwischen diesen Netzwerken viel umfassender sind als bisher angenommen", sagte Samuel Wasser von der University of Washington in Seattle, der Erstautor der im Fachblatt "Nature Human Behaviour" veröffentlichten Studie.

Wiederkehrende Muster

Gemeinsam mit Genetikerinnen, Biologen und einem Fahnder des US-Heimatschutzministeriums analysierte Wasser die DNA von 4320 Stoßzähnen gewilderter Tiere. Die Zähne stammten aus 49 großen Beschlagnahmungen aus dem Zeitraum von 2002 bis 2019, bei denen insgesamt 111 Tonnen Elfenbein in Schiffsladungen aus Afrika sichergestellt worden waren.

Die untersuchten Stoßzähne stammten von beiden afrikanischen Arten, dem großen Afrikanischen Elefanten und seinem kleineren Verwandten, dem Waldelefanten. Die genetischen Analysen des Zahnmaterials brachten erstaunliche Zusammenhänge ans Licht. So stellte sich heraus, dass ein großer Teil des sichergestellten Elfenbeins von einigen wenigen Elefantenpopulationen stammte – oft von nahe miteinander verwandten Tieren.

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Schätzungen zufolge werden jährlich hunderte Tonnen Elfenbein aus Afrika geschmuggelt – sie landen vor allem in China und Südostasien.
Foto: AP / Ben Curtis

"Das deutet darauf hin, dass die Wilderer Jahr für Jahr zu denselben Gruppen zurückkehren", sagte Wasser. Mit genaueren Informationen darüber, welche Populationen wo besonders häufig ins Visier der Wilderer geraten, ließen sich Schutzbemühungen womöglich deutlich verbessern, hoffen die Forschenden.

Zudem zeigten die Untersuchungen, dass die beiden Stoßzähne eines einzelnen Tieres oder verwandter Elefanten häufig getrennt voneinander in verschiedenen Lieferungen auftauchten, verschifft aus unterschiedlichen Häfen. Die meisten Schiffscontainer kamen aus Kenia, Uganda und Nigeria, wobei in den vergangenen Jahren zunehmend auch auf kleinere Häfen in Angola und der Demokratischen Republik Kongo ausgewichen wurde.

Vernetzte Kartelle

Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass nur wenige gut vernetzte Kartelle hinter der Organisation des Elfenbeinschmuggels stecken, berichten Wasser und sein Team. Durch die DNA-Daten würden diese Netzwerke sichtbarer, Behörden könnten Verbindungen zwischen einzelnen Beschlagnahmungen herstellen, die ansonsten nur isoliert voneinander betrachtet würden, sagte John Brown vom U.S. Department of Homeland Security, der an der Studie beteiligt war.

Das könnte auch zu höheren Strafen für die Verantwortlichen führen und vielleicht einen abschreckenden Effekt haben. Der wäre dringend nötig: Rund 50.000 Elefanten werden in Afrika jährlich getötet. (David Rennert, 17.2.2022)