Bei der Beobachtung von Weltraummüll war man im vergangenen Jänner auf ein Objekt aufmerksam geworden, das sich offenbar auf Kollisionskurs mit dem Mond befindet. Die ersten Analysen wiesen auf ein Fragment einer Space-X-Rakete hin. Doch nun stellt sich heraus, dass die Raketenstufe chinesischer Herkunft ist. Wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa erklärte, habe die Untersuchung der Umlaufbahnen des Objekts in den Jahren 2016 und 2017 ergeben, dass das Trümmerteil ein Chang'e -T1-Booster sei, der bei einer Mission im Jahr 2014 von der Erde ins All geschossenen worden war.

4. März auf der anderen Seite

Wenn auch der Absender ein anderer ist, der errechnete Kurs bleibt derselbe: Die Nasa rechnet damit, dass der Booster am 4. März auf der erdabgewandten Seite des Mondes einschlagen wird. Zuvor war die Nasa von einer Falcon-9-Raketenstufe von Space X ausgegangen, die 2015 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral gestartet war. Die normalerweise recht zuverlässige Rückkehr misslang diesmal allerdings, weil der Raketenstufe der Treibstoff ausging.

Der Weltraummüll wird auf der erdabgewandten Seite des Mondes einschlagen.
Foto: Nasa

Der kommende Impakt dürfte auf der Mondoberfläche einen gewissen Eindruck hinterlassen. Berechnungen, die allerdings noch auf der Falcon-9-Annahme beruhten, ergaben eine Einschlaggeschwindigkeit von 2,6 Kilometern pro Sekunde. Dies würde auf der Mondoberfläche einen Krater von etwa 19 Meter Durchmesser ergeben. Der bevorstehende Einschlag sorgt deshalb in Social-Media-Kreisen auch für viel Empörung. Viele Menschen zeigten sich entsetzt darüber, dass menschliche Unachtsamkeit den Mond so entstellen könnte.

Etwa so sieht ein Krater auf dem Mond aus, der von der oberen Stufe einer Saturn-IVB-Rakete der Apollo-13-Mission geschlagen wurde.
Foto: NASA/GSFC/Arizona State University

Unter Satellitenbeobachtung

Es wäre jedenfalls nicht die erste "Verunstaltung" des Mondes durch den Menschen. Schon die deutlich größeren Raketenstufen der Apollo-Landemissionen schlugen Krater in die lunare Wüste. Ein direkter Blick auf das Spektakel wird uns ohnehin verwehrt bleiben. Nachdem der Aufprall auf der anderen Seite des Mondes stattfinden wird, muss man sich auf die elektronischen Augen der Mondsatelliten verlassen.

Wer sich dabei auch um die biologische Kontamination des Erdtrabanten sorgte, das haben wohl schon andere besorgt: Einen gröberen Verstoß gegen entsprechende Protokolle leistete sich etwa 2019 die privat finanzierte israelische Mondlandemission Beresheet. Der Lander war mit zahlreichen DNA-Proben und Tausenden von lebenden Bärtierchen auf dem Mond abgestürzt. Die nur Bruchteile von Millimetern kleinen Organismen überstehen in einem speziellen Zustand selbst die lebensfeindlichsten Bedingungen. (tberg, red, 16.2.2022)