Steht derzeit auf der Kippe: das Wiener Corona-Testsystem "Alles gurgelt".

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Es zeichnet sich ab, dass sich das Testregime in Österreich bald ändern dürfte. Die türkis-grüne Bundesregierung will nicht länger daran festhalten, dass sich jede und jeder jederzeit kostenlos auf das Coronavirus testen lassen kann. "Viele Experten und Expertinnen raten auch beim Testen zu einem Paradigmenwechsel", sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein am Mittwoch vor Journalistinnen und Journalisten. "Symptomfreie, geboosterte Menschen regelmäßig zu testen macht wenig Sinn und kostet viel Geld." Laut Daten des Finanzministeriums flossen 2,6 Milliarden Euro in den Jahren 2020 und 2021 aus dem Bundesbudget in Tests.

Damit soll nun Schluss sein. Ende März läuft die Finanzierung des Bundes für die Gratistests der Bundesländer aus. Bis dahin bleibe das Angebot für alle gratis, versicherte Mückstein. Danach soll das nur noch für symptomatische Patienten beziehungsweise in Form von behördlichen Tests der Fall sein, erklärte der Gesundheitsminister in der "ZiB 2" am Mittwoch. Diese benötige man, um die epidemiologische Lage zu bewerten. Daneben werde es Tests geben, die etwas kosten, so Mückstein: "Ich glaube aber nicht, dass wir hier unterscheiden werden zwischen Geimpften und Ungeimpften bei den Testkosten."

Auch der Preis könnte steigen

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hält davon gar nichts. Er hätte gerne, dass die kostenlosen Tests und damit "Alles gurgelt" weitergeführt werden. Die Strategie in der Hauptstadt verhindere einerseits Ansteckungen, andererseits zeige sie frühzeitig neue Varianten auf, erklärte Ludwig, aber: "Wenn der Bund sich entschließt, das nicht mehr zu finanzieren, dann werden wir das leider beenden müssen." Der Bürgermeister will nun versuchen, den Bund doch noch für die Fortführung der Gratistests zu gewinnen.

Lifebrain, das Wiener Corona-Großlabor, das unter anderem die "Alles gurgelt"-Proben auswertet, befürchtet bereits einen massiven Jobabbau. Kommt es zu einem kompletten Aus für das aktuelle Testregime, "müssten wir von den 1.600 Mitarbeitern 1.200 abbauen", sagte Firmengründer Michael Havel der APA. "Das wär wirklich schrecklich – alle sind gut ausgebildet und motiviert." Die Frage sei, wie viele Tests dann noch übrig bleiben. "Wir müssen natürlich unsere Mitarbeiter skalieren nach dem wirklichen Bedarf", erklärte der Lifebrain-Chef.

Auch der Preis für die PCR-Tests würde bei einer massiven Reduktion der Probenzahl empfindlich nach oben gehen. "Es wird sicherlich nicht bei den sechs Euro bleiben, wenn die Mengen nicht mehr das sind." Im Extremfall würden dann "15 bis 20 Euro" verlangt werden müssen, schätzte Havel. Die Apotheken bekommen 25 Euro pro Test.

Zurzeit kann Lifebrain auf dem Areal der Klinik Penzing in Wien bis zu 800.000 Corona-Tests binnen 24 Stunden analysieren. Die Expansion war rasant. Zu Beginn, vor etwas über einem Jahr, konnten dort 30.000 PCR-Tests pro Tag ausgewertet werden, tatsächlich analysiert wurden anfangs meist höchstens 20.000. Im Sommer 2021 hielt das Unternehmen dann bereits eine Analysekapazität für 500.000 Gurgelaten täglich vor. Im Gesamtjahr 2021 erzielte Lifebrain mit der Auswertung von rund 23 Millionen PCR-Gurgeltests einen Umsatz von etwa 300 Millionen Euro an dem Standort in Wien. (red, APA, 17.2.2022)