Christian Kircher, Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, zog am Donnerstag Bilanz über die von Corona geprägte Saison 2020/21.

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Wien – Großes Aufatmen herrscht in der Kulturbranche nach der am Mittwoch angekündigten Aufhebung aller Covid-Einschränkungen mit 5. März. Die Wiener Betriebe müssen zwar noch die Entscheidung der Stadtregierung abwarten, die möglicherweise noch länger auf 2G setzen möchte als der Bund; am Donnerstag zeigte sich in seiner Jahresbilanzpressekonferenz aber auch Christian Kircher, Chef der Bundestheater-Holding, optimistisch. Österreichs größter Bühnenkonzern, der Staatsoper, Burgtheater und Volksoper umfasst, sei im Großen und Ganzen gut durch die Krisenspielzeit 2020/21 gekommen.

Es gelang, eine ausgeglichene Bilanz vorzulegen, in Summe verwies man auf ein positives Jahresergebnis von 10,8 Mio. Euro, was freilich ohne Covid-Hilfsgelder nicht möglich gewesen wäre. Die Umsatzerlöse betrugen 20,15 Mio. Euro nach 53,07 Mio. Euro im Vorjahr, als die Saison erst ab der Hälfte durch Corona beeinträchtigt wurde.

Verglichen mit der letzten Corona-freien Spielzeit 2018/19 zeigt sich der Einschnitt hingegen deutlich, denn damals erreichte man noch Umsatzerlöse von 61,3 Mio. Euro.

Das positive Ergebnis für 2020/21 erreichte man dank der Inanspruchnahme der Kurzarbeitsregelung, die 30,3 Mio. Euro einbrachte, hinzu kamen 10,4 Mio. Euro Sonderhilfszahlungen aus dem Kulturbudget des Bundes. Einsparungen bei Materialkosten und Personal (25 Mio.) standen Mehraufwendungen durch Covid-Schutzmaßnahmen (4,9 Mio.) gegenüber. Die Reserven des Konzerns konnten um 10,86 Mio. Euro auf 72,48 Mio. gesteigert werden.

Luxus mit Kippgefahr

"Das klingt alles nach einem großen Luxus, uns geht es auch gut, aber es ist alles immer stetig auf der Kippe", sagte Kircher. Für das laufende Geschäftsjahr fielen etwa die großen Sonderfördertöpfe wieder aus, was reserventechnisch abermals eine neue Situation darstelle.

Insgesamt musste der Konzern fünf Mal seinen Betrieb auf neue Spielregeln umstellen. 1985 Beschäftigte waren in Kurzarbeit und verzichteten auf bis zu zwei Monatsgehälter. Durch die Schließzeiten und Einschränkungen reduzierte sich das Publikum von 1,3 Millionen im Vorkrisenjahr auf 212.000. Anstatt 1677 Vorstellungen 2018/19 brachte man es nur noch auf 478. Der Blick auf die einzelnen Häuser zeigt, dass einzig die Staatsoper ein negatives Ergebnis von 2,5 Mio. Euro aufwies. Das erkläre sich allerdings dadurch, dass die Staatsoper mit rund 45 Prozent einen weitaus höheren Eigenfinanzierungsanteil habe als die anderen und daher auf Ticketerlöse angewiesen sei.

Für die nahe Zukunft zeigte sich Holding-Chef Kircher optimistisch, sowohl was die Finanzierung des Bundes als auch was die Ticketerlöse angeht. Man habe es mit Joseph Roth gesprochen mit der "Schwere des Glücks" zu tun, zeigte sich Kircher dankbar. Das galt auch im Falle eines kriminellen Cyberangriffs auf den Konzern im März 2021, bei dem keinerlei Schäden entstanden seien. In weiser Voraussicht hatte man für derlei bereits vor Jahren eine Versicherung abgeschlossen. (stew, 17.2.2022)