Kinder und Jugendliche leiden psychisch besonders unter der Pandemie.

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Zehntausende Kinder in Österreich erhalten derzeit nicht die Behandlung, die sie benötigen würden. Deshalb forderte die Diakonie am Donnerstag eine Milliarde Euro für die Versorgung von Kindern mit Therapieplätzen in Österreich. Der Ausbau der kassenfinanzierten Therapieplätze und psychosozialen Notdienste sei auch außerhalb von Ballungszentren essenziell – denn die mentale Gesundheit von Kindern habe sich durch die Pandemie verschlechtert.

Psychische Folgen der Pandemie

Eine aktuelle Studie zur psychischen Gesundheit von Jugendlichen nach zwei Jahren Pandemie von Marketagent und DocLX belegt das: Sie ergab, dass 52 Prozent der männlichen und 86 Prozent der weiblichen Befragten zwischen 14 und 24 Jahren eine Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit feststellen. Die Gefühlswelt der jungen Menschen ist laut der Studie außerdem von Überforderung (62,5 Prozent), Depression (56,7 Prozent) und Hoffnungslosigkeit (58 Prozent) geprägt.

Vor allem diejenigen Kinder und Jugendliche, die in einer beengten Wohnsituation mit geringem Einkommen leben, würden unter den psychischen Auswirkungen der Pandemie leiden, sagte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser.

Mangel an Therapieangeboten

Der große Bedarf an Behandlungsmöglichkeiten werde zurzeit jedoch nicht gedeckt. Es gebe zu wenige kostenfreie Therapieplätze und zu lange Wartezeiten. "Leistbare und verfügbare therapeutische Hilfen sind aber ganz entscheidend für das gute Aufwachsen von Kindern, die gesundheitliche Probleme haben", meinte Moser. Außerdem sei es wichtig, psychisch belasteten Kindern Sicherheit zu bieten – mit ihren Therapeutinnen könnten die Kinder und Jugendlichen "die Erfahrung machen, dass sie sicher sind".

Kinderliga für Kindermilliarde und -ministerium

Die Liga für Kinder- und Jugendgesundheit (Kinderliga) unterstützt die Forderung nach einer Kindermilliarde. Mit von einer Milliarde Euro könne man Lücken in der Gesundheitsversorgung schließen und der jungen Generation eine lebenswerte Zukunft ermöglichen, heißt es in einer Aussendung. Zusätzlich fordert die Kinderliga ein eigenes Kinderministerium, um auch den vielseitigen Aufgabenstellungen nach der Pandemie im Sinne der Kinder und Jugendlichen nachkommen zu können.

"Ein Kinderministerium braucht es umso mehr, als wir in der aktuellen Krisenpolitik einmal mehr feststellen müssen, dass zugunsten anderer Interessengruppen auf die Mitarbeiter*innen von Kinder-, Jugend- und Familieneinrichtungen oder Bildungseinrichtungen gern vergessen wird", sagte Christoph Hackspiel, Präsident der Kinderliga.

13 Millionen Euro für Kinder und Jugendliche

Bereits im Juli 2021 hat der Ministerrat beschlossen, einmalig 13 Millionen Euro für die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen zur Verfügung zu stellen. Damit soll ein unkomplizierter, niederschwelliger und kostenloser Zugang zu Behandlungsangeboten sichergestellt werden. Diese sollen die Bewältigung der psychosozialen Folgen der Pandemie ermöglichen. Das Maßnahmenpaket wird am Freitag unter anderem von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) und Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) präsentiert. (Sarah Maria Kirchmayer, 17.2.2022)