Das Klangforum Wien steht es schon mit seinem Namen für künstlerische Qualität ein.

Foto: Tina Herzl

Wien – Es mag ein wenig aus der Zeit gefallen anmuten, ein ganzes Konzert der zeitgenössischen Musik eines einzigen Landes zu widmen – werden doch in diesem Bereich Entgrenzung und Internationalisierung großgeschrieben. Doch wenn ein Ensemble wie das Klangforum Wien ein Projekt mit dem Titel Now – Polish Perspectives ankündigt, steht es schon mit seinem Namen für künstlerische Qualität ein.

Außerdem: Gerade in der Kulturnation Polen (die sich in ihrer Geschichte gegen mehrere Herrschaften als widerständig gezeigt hat) war selbst in den düstersten Zeiten eine eigenständige Kunstszene hochaktiv. Und in den jüngsten Jahren, in denen die Regeln des gesellschaftlichen und europäischen Miteinanders wieder auf dem Prüfstand stehen, erhebt sie ihre Stimmen.

Junge Werke

Im Konzerthaus wurden unter der hochversierten Leitung von Dirigent Johannes Kalitzke mit höchst unterschiedlichen Werken – keines älter als elf Jahre – Ausschnitte aus dieser vielfältigen Szene wahrnehmbar. Zwei von vier Beispielen (auf dem Programm standen außerdem Stücke von Aleksandra Gryka und Cezary Duchnowski):

Explizit kritisch, aber mit spielerischem Zugang montiert Wojciech Błażejczyk in #NetworkMusic (2017) Textfragmente aus den sozialen und elektronischen Medien, darunter E-Mail-Fragmente von Mark Zuckerberg, in pulsierende Loops, lässt die Stimme des hochvirtuosen Holger Frank live elektronisch verfremden.

Nur mit einem Cellisten (fulminant: der instrumental und vokal gleichermaßen geforderte Benedikt Leitner) und Elektronik schafft Marcin Stańczyk in seinem Stück Mosaique (2012) wiederum aus kleinsten Bausteinen ein dicht gewobenes Klangbild. Grandios! (daen, 17.2.2022)