Der Helio Tower als Teil von "The Marks" wird zu Jahresende fertig.

Visualisierung: Buwog

Der Wohnungsneubau wird heuer in Wien seinen Höhepunkt erreichen, danach geht es mit den Fertigstellungen bergab: So lauten die Erwartungen des Immobilienentwicklers und -bestandhalters Buwog und des Maklerhauses EHL Immobilien. Mit rund 19.700 neuen Wohnungen sollten die bisherigen Höchstwerte aus 2020 und 2021 (17.400) weit übertroffen werden, hieß es auf einem Pressegespräch am Donnerstag.

Verzögerungen wegen Corona

Allerdings auch deshalb, weil es mit dem Ausbruch der Pandemie zu Verzögerungen kam. "Mehrere hundert Wohnungen, die eigentlich schon 2020/21 auf den Markt hätten kommen sollen, werden deshalb erst heuer fertiggestellt", sagte Buwog-Geschäftsführer Andreas Holler.

EHL-Chef Michael Ehlmaier nannte weitere Corona-bedinge Auswirkungen: "Die Nachfrage nach Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen ist deutlich gestiegen", das sei dem Wunsch nach mehr Platz, etwa fürs Homeoffice, geschuldet.

"Kein Überangebot"

Die Wohnungsproduktion in Wien liegt seit Jahren über dem Bevölkerungswachstum. Ein Überangebot wollen die Experten aber nicht erkennen – jedenfalls was die Verwertung betrifft. "Die neuen Projekte sind zu einem sehr hohen Maß vorverwertet", sagte Holler. Die durchschnittliche Haushaltsgröße sinke, der Bedarf werde zumindest im leistbaren Segment nicht abnehmen; bei den teureren freifinanzierten Mietwohnungen, von denen es mittlerweile sehr viele gibt, habe man als Mieterin wenigstens eine große Auswahl, sagte EHL-Wohnen-Chefin Karina Schunker. Die Vermarktung größerer Projekte dauere nun aber länger.

Strengere Auflagen bei der Kreditvergabe, wie kürzlich angekündigt, werden von Buwog-Vorstand Daniel Riedl begrüßt – auch wenn es weiterhin viele Kunden gebe, "die mit Eigenkapital kaufen". Für jene mit knappen Geldmitteln seien solche Regulierungen aber wohl gut.

Kaufpreise steigen wohl stärker als Mieten

Und wie geht es mit Kaufpreisen und Mieten weiter? Recht unterschiedlich, erwartet Ehlmaier. "Bei Neuvermietungen sind Zuwächse zwischen zwei und drei Prozent zu erwarten." Je nach Bewegung des Verbraucherpreisindex werde es also möglicherweise sogar zu einem Mietenanstieg unterhalb der Inflationsrate kommen.

Weitaus stärker dürften aber einmal mehr die Kaufpreise anziehen, nämlich "je nach Lage um drei bis fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr".

Buwog mit Fertigstellungsrekord

Nicht nur am Wiener Gesamtmarkt, sondern auch bei der Buwog selbst wird es 2022 einen Rekord an neuen Wiener Wohnungen geben. Mit mehr als 2000 Wohneinheiten, die das Unternehmen heuer in der Bundeshauptstadt fertigstellen wird, sollte sogar jede zehnte Wiener Wohnung heuer von der Buwog stammen. 2021 stellte man vergleichsweise läppische 210 Wohneinheiten fertig.

Anders als am Wiener Gesamtmarkt, wo rund zwei Drittel des aktuellen Bauvolumens zur Vermietung gelangen, werden bei der Buwog aber mehr als die Hälfte Eigentumswohnungen, sagte Riedl am Donnerstag auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit EHL anlässlich des aktuellen Wiener Wohnungsmarktberichts der beiden Unternehmen. Allerdings gehen davon wiederum rund die Hälfte an Anleger – und werden dann (hoffentlich) ebenfalls vermietet.

Zwei Wohntürme

Neben dem im Jänner übergebenen Marina Tower (511 Wohneinheiten) in der Leopoldstadt sollte gegen Jahresende auch der Helio Tower im 3. Bezirk fertig werden. Der Turm mit 110 Meter Höhe und 401 Wohneinheiten, davon 173 im Rahmen der Wiener Wohnbauinitiative (WBI), ist Teil des Großprojekts The Marks, bei dem vier Bauträger gemeinsam drei Türme und eine gemeinsame Sockelzone errichten. Gegen Jahresende werden außerdem die Kennedy Gardens in Wien-Penzing fertig (512 Wohneinheiten), schon davor der letzte Bauteil des Buwog-Projekts Rivus Vivere in Wien-Liesing mit 296 Wohneinheiten. Hier gibt es ausschließlich Mietwohnungen.

Ein Projekt mit ausschließlich Eigentumswohnungen ist das gerade in Fertigstellung befindliche Schöneck 13 in Wien-Floridsdorf mit 65 Wohneinheiten. Und im Herbst sollen dann die Buwog-Projekte Bruno (Leopoldstadt, 181 Mietwohnungen) und Inside XIX (Döbling, 116 Eigentumswohnungen) fertiggestellt werden.

"Megatrend" Nachhaltigkeit

Riedl nannte auf der Pressekonferenz vier Megatrends, die weiterhin gültig seien: "Klimawandel, demografischer Wandel, Metropolisierung und Digitalisierung." Ob Nachhaltigkeit aber auch für Anleger ein großes Thema sei und nicht nur für Selbstnutzer? Wenn man für den eigenen Bestand baue, dann lege man jedenfalls großen Wert darauf, sagte Riedl. "Aber das Interesse ist sicher in allen Kundengruppen da."

Große Investoren würden darin auch einen "Werttreiber" für die Zukunft sehen. "Doch Nachhaltigkeit kostet natürlich auch etwas." (Martin Putschögl, 17.2.2022)