Versiegelter Boden braucht sehr lange, sich nach dem Entsiegeln zu erholen.

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Fußballfelder hier, Fußballfelder dort: Flächenverbrauch in der Größe eines Spielfelds zu bemessen ist nicht nur Mode geworden, sondern auch wichtig. Erstens fördert das die Vorstellungskraft. Zweitens macht man dadurch immer und immer wieder auf ein Thema aufmerksam, das nicht in den Hintergrund rücken sollte: dass jedes Jahr zu viele Quadratkilometer Boden versiegelt werden. Mit verheerenden Folgen: Verlust von biologischer Vielfalt, erhöhtes Hochwasserrisiko. Zudem braucht ein einmal versiegelter Boden sehr lange, um sich nach dem Entsiegeln zu regenerieren.

Deshalb kann es nur ein Mittel geben: Nachverdichtung. Also Bestandsbauten aus-, über- oder neu zu bebauen. Das Potenzial ist gigantisch, wie etwa eine Studie der AK Wien 2018 zeigte: Bis zu 130.000 Wohneinheiten könnten so allein in der Bundeshauptstadt entstehen, etwa auch auf Parkplätzen. Dass vor allem Anrainerinnen und Anrainer damit nicht happy sind, wissen Bauherren, die das Ganze durchziehen wollen, nur zu gut. Ein Haufen Arbeit sei das, man müsse jede und jeden ins Boot holen. Klar, dass nur wenige sich den Stress antun wollen.

Fehlende Infrastruktur

Aber einfach aus Bequemlichkeit die nächste grüne Wiese zu verbauen, kann nicht die Lösung sein. Allein die oft nicht bedachten Kosten für die fehlende Infrastruktur führen Diskussionen um "teure" Dachausbauten und Co ad absurdum. Boden ist nun mal eine begrenzte Ressource. Wir sollten anfangen, ihn auch so zu behandeln.

Und für die Leute, die sich unter einem Fußballfeld nichts vorstellen können: Der jährliche Bodenverbrauch umfasste zuletzt die Fläche von ganz Eisenstadt. (Thorben Pollerhof, 18.2.2022)