Wie sieht der Job am anderen Ende des Kabels aus? Eine abgeschlossene Welt? Ganz und gar nicht.

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Friedrich Schiller meinte vor über 200 Jahren: "Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." Man könnte den Gedanken sogar noch weiterspinnen und behaupten, wir sind nur dann ganz Mensch, wenn wir Spiele entwickeln. Die meisten beenden ihre Karriere als Spieleentwickler mit Eintritt in die Schule, und nur die wenigsten behalten sich diese Leidenschaft bis ins Erwachsenenalter.

Während Spieleentwickler vor wenigen Jahrzehnten noch eher als Geeks abgestempelt wurden, gilt das Handwerk spätestens mit der Etablierung von Video-Games als Mainstream-Medium als Traumjob vieler Gamer. Aber was macht man eigentlich beim Spieleentwickeln, und wie kommt man zu so einem Job?

Game-Design ist beides: extrem leicht und unfassbar schwer. Es geht überraschend einfach, eine Spielidee zu designen (Probieren Sie die Fünf-Minuten-Game-Design-Anleitung in der Textbox). Dabei ist die Reduktion der Komplexität wichtig, denn es geht darum, eine Handlung auf die Essenz zu reduzieren und einfach spielbar zu machen.

So kann zum Beispiel eine komplexe Simulation zum Bauen einer fiktiven Stadt im Wesentlichen aus drei Mechaniken bestehen: kaufen, verteilen und bauen. Dazu kommen eine passende Geschichte, die Spielwelt und die Spielfiguren. Dann noch ein Spielziel, ein Punktesystem, und fertig. Aber jetzt kommt der schwierige Teil – die Balance, die Spannung, die Einführung der Spielenden, die Steigerung der Levels und die passende Technologie. Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen – jetzt beginnt die durchaus mühsame Umsetzung, die vom ständigen Testen, Verbessern, Verwerfen und Ergänzen begleitet wird.

Das Scheitern

Was die Sache so hart macht, ist nicht nur die Konfrontation mit dem Erleben der Tester, sondern dass man mit der geliebten Spielidee ständig scheitert. In der Ausbildung hört man somit den Satz "be ready to kill your darlings" öfter, als einem lieb ist.

Wer übrigens Spielentwicklung selbst spielen will, kann das jeder Zeit am eigenen Smartphone machen (siehe Textbox Game Dev Tycoon). Auch wenn es durch Plattformen wie Steam oder Kickstarter immer leichter wurde, das eigene Spiel oder eine verrückte Brettspielidee zu verwirklichen, ist es extrem schwierig, am Markt erfolgreich zu sein.

Neben der Qualität des Spiels sind der Zeitpunkt des Release und das Marketingbudget von großer Bedeutung. Heute kommen immer mehr Indie-Games auf den Markt, wobei nur die wenigsten finanziell erfolgreich sind. Und während die kleinen Spiele wie Pilze aus dem Boden schießen, werden die großen – sogenannten AAA-Spiele – immer komplexer, teurer und aufwendiger in der Entwicklung. Und bereits vor dem Verkauf von Activision Blizzard, dem größten Gaming-Publisher der Welt, an Microsoft um heiße 68,7 Milliarden US-Dollar war klar, dass man in der Gaming-Branche richtig viel Geld machen kann. Während ein gutes Indie-Game in einem kleinen Team entwickelt wird – oder gar wie beim aktuellen Trend Wordle eine Person das Spiel gebastelt hat –, sind bei einem Spiel wie Final Fantasy 14 fast 300 Personen an der Entwicklung beschäftigt.

Wie lernt man das?

Wie wird man zum Spieleentwickler? Für junge Menschen gibt es mittlerweile einschlägige Schulen mit Schwerpunkt Game-Design oder Studien mit Fokus auf Game-Design, Spielentwicklung oder Gestaltung. Es ist immer ratsam, an sogenannten Game-Jams mitzumachen, wobei man in kurzer Zeit – meistens an einem Wochenende – Spiele gemeinsam entwickelt. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, zum Spaß ein Brettspiel zu entwickeln oder sich mit einfachen Spielentwicklungsprogrammen an ein kleines digitales Spiel zu wagen.

Die einfachste (und vielleicht ratsamste) Art, ein Spiel zu bauen, ist, ein bestehendes Brettspiel zu ändern. Es ist beeindruckend, wie stark sich die Spielerfahrung ändern kann, wenn man ein bis zwei Regeln ändert. Und dann testen Sie Ihr Spiel und vergessen Sie nicht – "be ready to kill your darlings".

Selbstbau: Einfaches Material, einfache Regeln – und los

Bauen Sie ein spielbares Spiel in nur fünf Minuten:

  1. Suchen Sie Spielmaterial: Würfel, Karten, Papier, Stifte, Knete, Blöcke, Spielfiguren usw.
  2. Suchen Sie sich ein Thema. Sie können sich z. B. von Film- oder Buchcharakteren inspirieren lassen
  3. Finden Sie Tätigkeiten innerhalb des Themas, die Sie mit drei Verben beschreiben (z. B. James Bond: schießen, flirten, rasen).
  4. Stellen Sie einen Timer auf fünf Minuten, und drücken Sie Start!
  5. Entwickeln Sie ein Spiel mit maximal drei Regeln und allen drei Verben in den fünf Minuten. Geheimtipp: nicht nachdenken, basteln!
  6. Finden Sie eine Testperson und lassen Sie diese Ihr Spiel spielen (Achtung: Erklären Sie nur die Eingangsregeln, und dann beobachten Sie!)
  7. Klopfen Sie sich auf Ihre Spieleentwicklerschulter!
Mit der App geht die Reise weiter. Wer weiß, wohin das führt.
Foto: Screenshot

Fortgeschritten: Spielend lernen, Spiele zu entwickeln

Spielen Sie Game Dev Tycoon, eine Wirtschaftssimulation, und versuchen Sie, ein erfolgreiches Softwareunternehmen aufzubauen (Greenheart Games & Rarebyte). (Konstantin Mitgutsch, 22.2.2022)