So viele PCR-Tests, wie aktuell im Labor von "Alles gurgelt" in Wien-Penzing ausgewertet werden, werden es im April nicht mehr sein.

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Bis 31. März bleibt alles wie gewohnt. Danach werden Corona-Tests für die breite Bevölkerung nicht mehr in der Form wie bisher kostenlos sein, das haben Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Mittwoch unmissverständlich klargemacht. Mit 5. März fällt in fast allen Bereichen die 3G-Pflicht, mit Ausnahme von Spitälern und Pflegeheimen. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) sagte dazu in einem ATV-Interview laut Vorabmeldung: Mit der Öffnung brauche es keine Gratistests mehr. Laut Mückstein werde bei den Testkosten nicht zwischen Geimpften und Ungeimpften unterschieden.

In welcher Form und zu welchem Preis ab April noch getestet wird, wird noch diskutiert. Aktuell erarbeitet die Gecko-Kommission eine Entscheidungsgrundlage für die Politik. Gezieltes Testen mache Sinn (zum Beispiel von symptomatischen Personen), ungerichtetes Testen sei zu hinterfragen, lautet die Ansage Mücksteins. Mithilfe eines "neuen Fokus auf das Abwasser-Monitoring" behalte man das Pandemie-Geschehen im Blick.

Frage: Was kosten die Gratistests den Staat?

Antwort: Die Kosten für jene Tests, die für jede und jeden in Österreich Versicherten derzeit gratis sind, trägt der Bund. Das Finanzministerium wies laut APA 2,6 Milliarden Euro aus, die in den Jahren 2020 und 2021 aus dem Bundesbudget in Tests geflossen seien. Diese Summe nannte am Mittwoch auch Kanzler Nehammer, der zum Vergleich hinzufügte, dass man für das Impfen 350 Millionen Euro ausgegeben habe. Allein im Gesundheitsministerium wurden 2021 1,7 Milliarden Euro für Tests veranschlagt. Abgerechnet wird erst.

Frage: Wie viel kostet ein einzelner PCR-Test?

Antwort: Das lässt sich so pauschal nicht beantworten, es bestehen große Unterschiede. Der Preis hängt unter anderem davon ab, ob es Personal für die Probenentnahme braucht (wie in Apotheken) oder nicht (wie bei "Alles gurgelt") und wie dann die Auswertung erfolgt. In Wien werden im Schnitt pro Tag 345.000 PCR-Tests ausgewertet. Wegen der großen Menge kostet ein Test bei "Alles gurgelt" aktuell rund sechs bis sieben Euro, während Apotheken und Co pro Abstrich 25 Euro Kostenersatz erhalten. Es gibt auch PCR-Tests, die den Bund 50 Euro kosten. Die Größe des Labors spielt hier auch eine Rolle.

Frage: Wie viel zahlen Bürgerinnen und Bürger ab April pro Test?

Antwort: Das lässt sich noch nicht abschätzen. Gratis bleiben laut Mückstein Tests von symptomatischen Patienten sowie behördliche Tests. Aktuell sieht die Preislage wie folgt aus: In einer Apotheke erhält man Antigen-Selbsttests um drei Euro pro Stück. Die Kosten für einen PCR-Test bei privaten Anbietern variieren: In der Wiener Innenstadt erhält man beispielsweise einen solchen für 89 Euro – allerdings mit Expresszuschlag für ein Ergebnis innerhalb zweier Stunden.

Von Peter Lehner, Obmann des Verbands der Sozialversicherungsträger, kam am Donnerstag der Vorschlag, künftig eine Gebühr von 6,65 Euro für Geimpfte zu verrechnen und für Ungeimpfte den vollen Preis, der bei PCR-Tests bei je 50 bis 60 Euro liege. Dass das Testen de facto abgeschafft werde, kritisierte Lehner, nach dem nun heraufbeschworenen "Frühlingserwachen" komme auch wieder ein Herbst und Winter, mahnte er imÖ1-Mittagsjournal.

Frage: Soll man jetzt dort, wo es das Gurgeltestsystem gibt, Gurgeltests horten?

Antwort: "Aus heutiger Sicht: nein", lautet die Antwort aus dem Büro von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Man solle wie gewohnt weitertesten. Sollte der Bund die Finanzierung und das von ihm genehmigte, behördliche Screeningprogramm "abdrehen" werde es die Tests im Zuge von "Alles gurgelt" so nicht mehr geben. Da helfe auch Hamstern nicht. Obwohl ein Haltbarkeitsdatum auf der Packung steht, können die Tests nicht ablaufen. Wer einen älteren Test zu Hause hat, kann ihn ganz normal verwenden.

Frage: Gesundheitsminister Mückstein soll das Programm in Wien als "wildes Testen" bezeichnet haben. Wie wild testet Wien?

Antwort: Eine Million Menschen nutzen das Testangebot regelmäßig – also mindestens einmal pro Woche. Rund 70 Prozent aller Tests in Österreich werden in Wien gemacht. Im Rathaus heißt es, dass der Anteil an den Gesamtkosten, die dem Bund beim Testen anfallen, aber nur bei 20 Prozent liege. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gibt weiters an, dass das Wiener PCR-Test-System volkswirtschaftlich sinnvoll sei, unter anderem wegen vermiedener Spitalsaufenthalte. Von Oktober bis Dezember 2021 habe man in Wien 38 bis 42 Millionen Euro an Kosten im Gesundheitssystem eingespart.

Frage: Werden die Teststationen und Labore jetzt alle zusperren?

Antwort: Die Konsequenzen für die Testinfrastruktur sind erst absehbar, wenn die neue Strategie steht. Lifebrain, das für "Alles gurgelt" in Wien-Penzing ein Großlabor betreibt, gab an, man müsse bei einem kompletten Aus für die Gratistests von 1600 rund 1200 Mitarbeiter abbauen. Wenn es künftig deutlich weniger Proben auszuwerten gebe, werde ein Test zudem nicht mehr sechs Euro pro Stück, sondern bis zu "15 bis 20 Euro" kosten, gab Lifebrain der APA bekannt. (Oona Kroisleitner, Gudrun Springer, 17.2.2022)