Die Lamprechtshöhle im Salzburger Saalachtal gehört mit 62 Kilometer Gesamtausdehnung zu den größten Höhlensystemen Europas. Ein Teil ist als Schauhöhle begehbar.

Foto: Stefanie Ruep

Auch die frei zugängliche Schauhöhle in St. Martin bei Lofer ist bei Hochwasser zu verlassen.

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In der Lamprechtshöhle bei Weißbach bei Lofer (Pinzgau) ist Freitagabend ein Zwischenfall für drei Höhlenforscher aus Polen offenbar gut ausgegangen. Den Männern war am Donnerstag der Rückweg ins Freie versperrt worden, nachdem Schmelzwasser in das Gangsystem eingedrungen war. Am Freitag gegen 18.50 Uhr kam dann die Nachricht, dass sie die schwierige Passage inzwischen überwunden haben und in Kürze im Freien erwartet werden.

Am späten Freitagnachmittag gelang es einem Höhlentaucher zunächst, zu den Männern vorzudringen. Sie waren unverletzt, aber leicht unterkühlt und wurden mit heißem Tee versorgt. Um 19.00 Uhr teilte das Landesmedienzentrum dann mit, dass die drei eingeschlossenen Forscher auf dem Weg aus der Lamprechtshöhle sind. Zunächst war befürchtet worden, dass noch Tage vergehen könnten, bis der Pegelstand so weit gesunken ist, dass die drei Polen die Höhle wieder verlassen können.

Spezialtaucher erkunden die Lage

Die drei Männer wollten die tektonische Beschaffenheit der Region erkunden, was in der Höhle genauer zu dokumentieren ist. Dazu sind sie am Donnerstag um 8.00 Uhr in die Höhle gestiegen, gegen 19.00 Uhr hätten sie wieder herauskommen sollen. Ein Forscherkollege und Höhlenretter, der ihnen etwas zu essen bringen wollte, stieß im Forschungsteil der Höhle auf den unter Wasser stehenden "Siphon" und konnte nicht mehr weiter. Er schlug schließlich Alarm.

Am Freitagnachmittag wurde dann entschieden, dass ein Höhlenrettungstaucher zu den Forschern vordringt. Dafür wurden vier Spezialtaucher der Höhlenrettung angefordert, die in den Mittagsstunden eintrafen. Der Taucher wird so weit ausgerüstet, dass er im schlimmsten Fall auch bei den Forschern in der Höhle bleiben kann – je nachdem, wie sich der Wasserspiegel entwickelt.

Schon mehrmals Besucher in Schauhöhle eingeschlossen

Die Lamprechtshöhle im Salzburger Saalachtal gehört mit 62 Kilometer Gesamtausdehnung zu den größten Höhlensystemen Europas. Der Höhleneingang ist als Schauhöhle auch für Besucher begehbar. 1993 entdeckten polnische Höhlenforscher in 2.178 Meter Höhe einen weiteren Höhlenzugang – die Lamprechtshöhle gilt seitdem als die längste Durchgangshöhle der Welt.

In der in den Sommermonaten geöffneten Schauhöhle, die über gesicherte Stufen nach oben zu besichtigen ist, sind in der Vergangenheit bereits mehrmals Besucher eingeschlossen worden. Denn nach starken Regenfällen stieg das Wasser im tiefer liegenden Eingangsbereich plötzlich an. Zuletzt mussten im August 2016 sieben Menschen, darunter zwei Kinder, bis zum Absinken des Wassers in der Höhle ausharren. Im August 2013 saßen 26 Menschen fest, weil der Eingang unter Wasser stand. Auch im Juni 2002 begann der in der Höhle verlaufende Bach rasch zu steigen, mehrere Besucher wurden vom Wasser eingeschlossen. Die Schauhöhle ist darum mit einem Frühwarnsystem ausgestattet, das Alarm schlägt, wenn der Wasserpegel gefährlich steigt. Besucher haben dann in der Regel noch genug Zeit, zum Höhlenausgang zu gehen. (Stefanie Ruep, 18.2.2022)