42 Prozent der amerikanischen Arbeitnehmerinnen fühlen sich laut einer aktuellen Umfrage völlig ausgebrannt.

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Fast zwei Drittel der Mütter verbringen neben ihrem Beruf mindestens fünf Stunden pro Tag mit Haushalt und Kinderbetreuung. Das ist ein Ergebnis des aktuellen McKinsey-Reports Women in the Workplace. Für die Studie wurden amerikanische Arbeitnehmerinnen zu ihrem Wohlbefinden befragt.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich 42 Prozent völlig ausgebrannt fühlen. Die Autorinnen und Autoren des Berichts benennen das Problem explizit und schreiben von einem "burnout for women in the workplace", einem Burnout der Frauen am Arbeitsplatz. Dieser Zustand habe zunächst damit zu tun, was Frauen neben ihrem Job so alles erledigen. Fünf Stunden pro Tag, die sie für Haushalt und Kinderbetreuung aufwenden, "das ist so viel wie ein weiterer Teilzeitjob", betont Alexis Krivkovich, Senior Partner bei McKinsey. Die familiären Aufgaben sind also nach wie vor ungleich verteilt.

Zusäzliche Aufgaben

Aber auch im Büro übernehmen Frauen offenbar mehr Verantwortung und erledigen Extraaufgaben. Sie betreiben sogenanntes "Office-Housekeeping", wie es in der McKinsey-Studie heißt. Das bedeutet, dass sie auch Arbeit erledigen, die nichts mit ihrem eigentlichen Job zu tun hat – aber essenziell ist. So helfen sie Kolleginnen und Kollegen weit mehr, als Männer das tun.

Frauen in Führungsfunktionen sind offenbar auch viel stärker darum bemüht, Mitarbeitern die Hilfestellung zu geben, die sie brauchen, um ihren Job gut zu machen. Sie unterstützen sie auch emotional, sind eine Anlaufstelle, wenn es darum geht, die Arbeit mit dem Privatleben in Einklang zu bringen. "Das ist ganz entscheidend, weil Angestellte dadurch zufriedener sind." Allerdings laufen Frauen dabei Gefahr, selbst komplett auszubrennen. Was können Firmen also tun, um sie zu entlasten?

Leistung statt Präsenz

Zunächst müssten die Anforderungen zurechtgerückt werden. Denn was Frauen fertigmache, sei gar nicht so sehr der Arbeitsaufwand an sich als vielmehr die Sorge, dass sie nicht mithalten können, sagt Krivkovich. Anstatt der Arbeitszeit müsse die Leistung im Vordergrund stehen. Denn wirklich wichtig sei doch, dass jemand seine Arbeit erledigt – wie viel Zeit er damit verbringt, sei nur zweitrangig. Auch die permanente Erreichbarkeit sei zu überdenken. "Ich brauche doch nicht mit jemandem 24/7 videozutelefonieren, wenn er einen großartigen Job macht."

Schließlich gehe es darum, die Mehrarbeit, die Frauen tagtäglich auch im Beruf erledigen, zu belohnen. Wenn sie sich um das Wohlergehen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kümmern, müsse das honoriert werden. Schließlich sei es genau das, was Unternehmen gerade jetzt so dringend brauchen, in einer Zeit, in der von der "Great Resignation" die Rede ist. (lib, 25.2.2022)