Foto: Faksimile Krone bunt

Kaum eine Publikation nimmt ihren Bildungsauftrag so ernst wie die "Kronen Zeitung". Vor allem in ihrer bunten Form, das ist seit langem bekannt. Jetzt wissen wir es, ließ Prof. Dr. Gerti Senger in ihrer Rubrik Lust & Liebe ihre Leserinnen und Leser neulich wissen: Jeder dritte Mann spielt beim Sex einen Orgasmus vor. Und typisch, wie sogar Männer gendern, wenn es darum geht, den Frauen auch noch das letzte Vergnügen abspenstig machen zu wollen: Der vorgetäuschte Orgasmus ist längst nicht mehr Frauensache.

Aber nicht immer muss es heißen Alles nur Fake, Schatzi!, wenn der Chefredakteur des Blattes ins Schwärmen gerät. "Ein Riesenerlebnis!" Ministerin Leonore Gewessler und drei "Krone"-Chefredakteure waren die Ersten, die offiziell von der Steiermark durch den neuen Riesentunnel nach Kärnten fuhren. Die freudianischen Implikationen der Penetration in einen Riesentunnel, der noch dazu neu ist, gewinnen lokalpatriotische Tiefe, wenn derselbe von der Steiermark nach Kärnten führt. Schon beim "Check-in" auf der steirischen Seite der Koralm-Baustelle wird klar, dass dies keine gewöhnliche Besichtigung ist. Hier geht es noch mitten hinein in eine vitale Baustelle.

Eine historische Fahrt

Wer würde auch annehmen, dass sich drei "Krone"-Chefredakteure für eine gewöhnliche Besichtigung hergeben. Es ist eine historische Fahrt, und die "Krone" ist gleich im Dreierpack dabei. Und das nicht nur so, sondern offiziell. Früher wurden Tunnel von Politikerpack per Durchschneiden diverser Bänder offiziell im Namen der Steuerzahler eröffnet, und die Zuschauer dachten sich: Alles nur Fake, Schatzi!

Doch seit auch die grüne Umweltministerin das Bedürfnis verspürt, zur Hebung ihrer Popularität auf die "Krone" nicht verzichten zu dürfen, soll alles anders werden. Keine offizielle Eröffnung ohne zumindest einen "Krone" -Chefredakteur als Einserpack. Es lohnt sich. "Ein Riesenerlebnis! Ein Wahnsinn zu sehen, was hier alles entstanden ist", resümiert Chefredakteur Klaus Herrmann. Die zwei anderen vom Dreierpack resümieren nichts, obwohl sie die steirische und die Kärntner "Krone" repräsentieren. Rangordnung muss sein.

"Krone" im Dreierpack

Auch für die grüne Infrastruktur-Ministerin ist diese Dienstreise etwas extrem Außergewöhnliches, auch wenn sie als bekennender Bahnfan (Fanin!) versucht, zu allen ihren Terminen mit dem Zug zu reisen. Klar, es kann ja nicht immer die "Krone" im Dreierpack dabei sein.

Aber niemand soll glauben, dass das alles Zufall war, klärte der Chefredakteur in seinem Brief an die Leser auf. Nein, hier dreht es sich um ein lange währendes journalistisches Projekt, an dessen Realisierung wir nach vielen Verschiebungen kaum noch glaubten. Vor fast fünf Jahren deponierten wir den Wunsch, den neuen, 33 Kilometer langen Koralmtunnel, den sechstlängsten Tunnel der Welt, durchqueren zu dürfen. Und das auch noch als die Ersten und offiziell. Jetzt haben wir die abenteuerliche Durchquerung geschafft – was denn sonst, wenn die "Krone" im Majestätsplural einen Wunsch deponiert. Kein Grund, etwas vorzutäuschen.

Prinz Andrew und die Kohle

Dass auch in etwas gehobeneren Kreisen Geld eine Rolle spielt, wurde sichtbar, seit es um die Frage geht, woher Prinz Andrews die Kohle für den Vergleich mit der Dame bekommt, der er angeblich Liebe vorgetäuscht haben soll. Ohne Antwort darauf wird er in der britischen Thronfolge wohl auf einen aussichtslosen Platz zurückfallen. Das ist nicht das größte Problem in der Familie, an Kandidaten fehlt es ja nicht, aber auch nicht das einzige.

In derselben Ausgabe der "Krone", in der auch der vorgetäuschte Orgasmus und die echte Reise durch den Tunnel verarbeitet wurden, sah man sich genötigt, anderen Mitgliedern der Königsfamilie einen strengen Verweis zu erteilen. Keine Lust auf Arbeit? Prinz Harry & Ehefrau Meghan sollten endlich in die Gänge kommen und Material liefern. Immerhin haben sie mit zwei Unternehmen Mega-Deals abgeschlossen. Schließlich will ja so ein Luxusleben in Kalifornien samt 13-Millionen-Villa auch finanziert werden. Harry ist eben wichtig, sich auf das eigene Wohlbefinden zu konzentrieren.

Leicht ist das nicht. Die Sussexes fungieren als Produzenten, sie haben das Projekt im letzten Sommervollmundig angekündigt, aber noch kein Wort darüber fallen lassen, wann es auf den Markt kommen soll. Die beiden Projektierer sind vielleicht nur leicht überfordert. Er oder sie "soll helfen, die ästhetische Vision unseres Produzententeams zu entwickeln, zu kreieren und zu unterstützen. Einen Orgasmus vorzutäuschen ist dagegen ein Kinderspiel. (Günter Traxler, 19.2.2022)